Saunaclub FKK Neuenhof: Erfahrungen, Kontroversen und ein ungelöster Mordfall

Der Saunaclub FKK Neuenhof hat seine Türen wieder geöffnet. Nach Umbauarbeiten feierte das Bordell an der Ringstrasse 14 Wiedereröffnung. Die Ortsbürger profitieren von den Mieteinnahmen des Sex-Clubs in Neuenhof, stehen aber auch in der Kritik.

Eine Sauna (Symbolbild)

Die Wiedereröffnung und das Angebot

Das klingt dann so: «Grand Opening. Eintritt nur 49 Franken, 15 bis 20 Top-Girls. Die erste halbe Stunde Vollservice gratis.» User #2997 (nicht angemeldet) schrieb als Kommentar zu einem Artikel: Der Eintritt beträgt 59 Franken, während dem ganzen August.

Die Rolle der Ortsbürger und die Kritik

Das Gewerbehaus, in dem sich der Club befindet, gehört den Ortsbürgern von Neuenhof. Die Ortsbürgergemeinde erwarb das Gebäude 2017 für 1,1 Millionen Franken. Damals war allen bewusst, dass dort bereits seit Jahren ein Bordell betrieben wird.

Für sie ist die Miete eine wichtige Einnahmequelle, wie das «Badener Tagblatt» berichtet. Insgesamt erzielen die Ortsbürger jährlich Einnahmen von rund 300'000 Franken.

EVP-Grossrat und Wettinger Einwohnerrat Lutz Fischer kritisiert im «Badener Tagblatt» die Gemeinde. Es sei nicht richtig, dass die Ortsbürger als öffentliche Hand Prostitution unterstütze. Und dann auch noch von den Mietzinseinnahmen profitiere.

Er bezeichnet die Eröffnungsaktion als «menschenunwürdig» und fordert von der Ortsbürgergemeinde «ethisch andere Massstäbe». Denn: Keine Frau mache so etwas freiwillig.

Das Neubaugebiet Härdli

Das Gewerbehaus in Neuenhof grenzt an das Gebiet Härdli, wo ein neues Quartier für bis zu 900 Menschen entstehen soll. Das Projekt liegt jedoch auf Eis wegen Widerstand aus der Bevölkerung.

Visualisierung des Neubaugebiets Härdli in Neuenhof

Der Mordfall von 2007

Bad Wingen 1998 Cold Case gelöst – Festnahme schockiert die Gemeinde

2007 fanden Gemeindearbeiter in Neuenhof die Leiche eines 39-jährigen Sexclub-Besitzers. Im Tötungsdelikt an einem 39-jährigen Schweizer Sexclub-Besitzer von 2007 in Neuenhof befindet sich der Tatverdächtige wieder auf freiem Fuss.

Die französischen Justizbehörden entliessen den heute 49-Jährigen bereits vor drei Jahren aus der Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Aargau bestätigte am Montag einen entsprechenden Bericht der Zeitung «Blick». Sprecherin Elisabeth Strebel wies darauf hin, dass der Fall 2009 an die Franzosen abgetreten worden sei.

Die französische Polizei half mit, den Tatverdächtigen zu schnappen. Der dringend tatverdächtige Mann, ein rumänisch-französischer Doppelbürger, war im Juni 2007 wegen eines internationalen Haftbefehls in Frankreich verhaftet worden. Die Aargauer Behörden befragten den Mann mehrmals vor Ort. Der Franzose legte kein Geständnis ab.

Eine Auslieferung war nicht möglich, weil Frankreich keine Staatsbürger ausliefert. Die französischen Untersuchungsbehörden erklärten sich 2009 jedoch bereit, das durch das Bezirksamt Baden eröffnete Untersuchungsverfahren zu übernehmen, wie die Aargauer Kantonspolizei damals mitteilte.

In einem Wald bei Neuenhof hatten Gemeindearbeiter im Februar 2007 die Leiche des Saunaclub-Besitzers aus Leibstadt gefunden. Der Schweizer, der als Monteur arbeitete und nebenbei den Saunaclub «Saturn» in Neuenhof führte, war erschossen, verbrannt und danach im Wald verscharrt worden.

Passanten hatten am Limmatufer in Neuenhof einen mit Blut beschmierten Bademantel und persönliche Gegenstände gefunden, die dem Vermissten zugeordnet werden konnten.

Die Aargauer Staatsanwaltschaft hat derweil die Angehörigen des Opfers sowie verschiedene Zeugen über die Freilassung des vermeintlichen Täters informiert. Der Schutz der Personen liegt aber nicht in der Kompetenz des Kantons Aargau, weil der Fall nach wie vor bei den französischen Behörden liegt.

Die Ermittlungen und der Verdächtige Nicolas V.

Fast 13 Jahre sind vergangen seit dem grausamen Mord an Marco K. (†39): Im Januar 2007 wurde der Monteur aus Leibstadt in Neuenhof ermordet. Er war Mitinhaber des Saunaclubs Saturn. Sein Geschäftspartner Nicolas V. (55) geriet bald ins Visier der Aargauer Ermittler. Zwei rumänische Prostituierte belasteten ihn später schwer. Doch für die Tat wurde er nie vor ein Gericht gestellt.

Dabei hatten der damalige Badener Untersuchungsrichter genau dies vor. Nach der Verhaftung des rumänisch-französischen Doppelbürgers im Juni 2007 in Frankreich konnte der Untersuchungsrichter den Verdächtigen in der südfranzösischen Stadt Perpignan mehrmals vernehmen. Der Verdächtige bestritt die Tat.

Frankreich liefert seine Staatsbürger nicht aus, kann sie aber bei solchen Fällen selbst vor Gericht stellen. Im Jahr 2009 wurde deshalb das Untersuchungsverfahren samt Akten und Übersetzung den französischen Behörden übergeben.

Nachdem er eine Gefängnisstrafe wegen Körperverletzung abgesessen hatte, kam Nicolas V. im März 2010 auf freien Fuss.

Nicolas V. erneut verurteilt

Nun aber befindet sich der Franzose, der wegen eines anderen Mordes 1987 in Frankreich schon einmal verurteilt worden ist, hinter Gitter. Recherchen der AZ zeigen: Nicolas V. ist von einem Gericht in Südfrankreich wegen Erpressung zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Staatsanwalt hatte zwölf Jahre gefordert.

Der Kriminelle gehörte einer fünfköpfigen Bande an, die drei Wirte von Bars und Restaurants im südfranzösischen Badeort Canet-en-Roussillon zwischen 2015 und 2016 erpresst hat. Seine vier Kompagnons erhielten noch höhere Haftstrafen von 10 bis 15 Jahren.

Die Bande hatte ihre Opfer mit Morddrohungen eingeschüchtert. Ein Opfer erzählte vor Gericht, die Täter hätten ihm gedroht, seinen Sohn zu erschiessen. Innert weniger Monate zahlten die drei Wirte insgesamt mehr als 200'000 Euro. Ein Opfer ging im Januar 2016 zur Polizei, nachdem es erneut erpresst wurde und nicht mehr zahlen konnte.

Die fünf Männer bestritten die Vorwürfe. Laut französischen Medien überlegen sie sich, die Urteile weiterzuziehen.

Der Prozess sorgte in der Region für Aufsehen. Als die fünf Angeklagten am ersten Prozesstag ins Gericht gebracht wurden, wurde die Strasse aus Sicherheitsgründen gesperrt. 30 schwer bewaffnete Polizisten sicherten das Gerichtsgebäude.

Nicolas V. wird nächsten Juni wegen eines bewaffneten Raubüberfalls nochmals vor Gericht gestellt. Er soll mit drei Mittätern den Manager eines Nachtclubs aus Canet-en-Roussillion in einer Sommernacht 2016 überfallen haben. Die Täter verprügelten den Mann und nahmen ihm die Einnahmen des Nachtclubs ab.

Der aktuelle Stand des Falls

«Nach unserem Kenntnisstand ist das Verfahren in Frankreich hängig», sagt Raphael Frei, Sprecher des Justiz- und Polizeidepartements. Das französische Justizdepartement hat gestern auf eine Anfrage nicht reagiert.

Die zwei Prostituierten, die zum Mord in Neuenhof als Hauptzeuginnen aussagten, wurden von Spanien an die Schweiz ausgeliefert. «Sie wurden im Aargau wegen Widerhandlungen gegen das Ausländergesetz verurteilt», so Fiona Strebel von der Aargauer Staatsanwaltschaft. Eine dritte rumänische Prostituierte aus dem Saunaclub wurde wegen Gehilfenschaft zu Menschenhandel und Förderung der Prostitution verurteilt.

Die Ereignisse im Überblick

Marco K. wurde am 25. Januar 2007 von seiner Ehefrau als vermisst gemeldet. Zwei Tage zuvor war er morgens noch bei seiner Arbeitsstelle in Endingen erschienen, ehe er am Nachmittag in den Saunaclub nach Neuenhof fahren wollte.

Zwei Tage später fanden Spaziergänger den blutverschmierten Bademantel von K. sowie persönliche Gegenstände am Limmatufer in Neuenhof.

Am 21. Februar nahmen Gemeindearbeiter bei einem Grillplatz in einem Wald zwischen Neuenhof und Oberrohrdorf einen starken Verwesungsgeruch wahr. In der Nähe fanden sie herumliegende Kleider und stiessen auf einen frisch aufgeschütteten Erdhaufen. Darin befand sich der verscharrte verkohlte Leichnam des Vermissten.

Gedenkstätte für Marco K. im Wald bei Neuenhof

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