Die Römische Therme Carnuntum: Eine Reise in die Vergangenheit

Das Jahr 2006 markierte einen besonderen Meilenstein für den Archäologischen Park Carnuntum: Der 2000. Geburtstag war zugleich auch ein Tag der Wiedergeburt für das römische Carnuntum. Lebendige Rekonstruktionen römischer Gebäude lassen seitdem die römische Antike ganz ungezwungen und spannend erleben. Bis zum Jahr 2011 wurde der beschrittene Weg mit einer großen Vision fortgesetzt: Die einst blühende römische Donaumetropole wird Stück für Stück zum Leben erweckt.

Carnuntum, das antike Carnuntum, befand sich etwa 40 Kilometer östlich von Wien, unmittelbar am Südufer der Donau. Das römische Militärlager Carnuntum wurde zum Schutz des oberpannonischen Limes angelegt. Die Stadt bestand aus einem Legionslager, einer Militärsiedlung und einer Zivilstadt. Verbunden waren sie durch eine Strassensiedlung für Händler und Handwerker. Ihren rasanten Aufstieg (zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. der römischen Provinz (Ober-)Pannonien) verdankte sie ihrer strategisch günstigen Lage.

Der Archäologische Park Carnuntum hat eine europäische Auszeichnung bekommen. Hier sehen wir aktuell einige Gebäude, aber noch kein wirkliches Stadtbild, wie man es etwa in Pompeji findet. Wer von Wien aus auf dem Weg in Richtung Osten nach Ungarn oder Slowakei ist, sollte unbedingt in Carnuntum einen Stopp machen!

Das Gelände ist faszinierend: Einige römische Villen wurden hier und da wieder aufgebaut, aber eine Therme meines Wissens nach noch nicht. Die einst blühende römische Donaumetropole wird Stück für Stück zum Leben erweckt werden.

Im Vergleich zum letzten dokumentierten Zustand ist das Thermengebäude (wenn man das Gelände betritt: links hinten) von außen fertiggestellt worden, ist aber von innen erst ab 04/2011 zu besichtigen.

Amphitheater Carnuntum

Die Rekonstruktion der Römischen Therme

Die Römerstadt Carnuntum ist heute ein beeindruckendes Freilichtmuseum. Unser Guide begleitete uns zu den originalgetreuen Rekonstruktionen römischer Häuser, der eindrucksvollen Therme mit Heizung und ausgeklügeltem Wasserleitungssystem. Die Leitungen kamen aus den umliegenden Hügelzügen und sind teilweise noch heute in Betrieb. Alles wurde auf Grundlage archäologischer Befunde mit Originaltechniken wiedererrichtet. Architekt Gollmann arbeitet seit 30 Jahren am Wiederaufbau der Zivilstadt: „Die Rekonstruktionen sehen nicht nur so aus wie damals, sondern wir haben sie auch mit den gleichen Techniken erbaut.“ Der Mörtel sei zum Beispiel eine Spezialanfertigung, damit er jenem der Römer entspreche.“

Bewohnerinnen und Bewohner Carnuntums fanden in der Therme alle Annehmlichkeiten zur Entspannung vor, man traf sich zum Plaudern und um Geschäfte abzuschliessen. Eine rekonstruierte Latrine mit Sitzgelegenheiten bot ebenfalls genügend Zeit und Musse zu diskutieren.

Ein grüner Grasgürtel umfasst die ehemaligen Zuschauertribünen, deren zwölf Reihen nur mit viel Phantasie erahnt werden können. Vom einstigen Glanz blieb, durch Steinraub im 18. Jahrhundert, nicht mehr viel übrig.

Das "Haus des Ölhändlers"

Zu den bisherigen Rekonstruktionen der Römerstadt Carnuntum gesellt sich nun auch das "Haus des Ölhändlers" neu dazu! Archäologischen Funde wie Wandmalereien oder Fußbodenmosaike zeigen, dass der Ölhändler ein wohlhabender Mann war. Laut Eduard Pollhammer, interimistischer wissenschaftlicher Leiter, hatte das Olivenöl bei den Römern viele Funktionen: „Als Grundnahrungsmittel, für die Körperpflege nach der Therme, als Grundlage für Salben und Parfums, als Sonnen- und Kälteschutz und als Brennstoff für Lampen.…Es hat mit einer Sicherheit von über 90 Prozent so ausgesehen. Das Bruchsteinmauerwerk besteht aus Steinen, die von den Römern bereits einmal verwendet wurden, wir haben sie hier in der Umgebung gefunden“, erklärte Gollmann. Die Baumaterialien der Römer - Holz, Stein - wurden bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts verwendet und erst durch die Industrialisierung durch Glas und Stahl ersetzt.

Einer der schönsten Räume war ein Esszimmer mit grüner Wand, dessen Verputz aus zerriebenem Marmor, Honig und Kalkfarbe bestand.

Bedeutung von Carnuntum in der Römischen Geschichte

Einer der profiliertesten römischen Kaiser (26.4.121 - 17.3.180 n.C.) verbrachte einen bedeutenden Teil seiner Regierungszeit in Pannonien: Marc Aurel hielt sich während der Markomannenkriege in Carnuntum auf. Unter seiner Herrschaft wurden Befestigungsanlagen, Infrastruktur (Strassen, Wasserleitungen, Thermen) verstärkt. Auch die Zivilstadt wurde erneuert und erweitert, die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung erhöhte sich. Carnuntum wurde zum bedeutendsten römischen Zentrum in der Provinz Pannonia Superior. Berühmt wurde der Stoiker Marc Aurel durch seine Selbstbetrachtungen, philosophische Gedanken, die er auf Feldzügen niederschrieb.

Am hohen Markt in Wien (Stand des römischen Lagers) dreht Marc Aurel als Figur der Anker-Uhr jeden Tag um 13:00 seine stündliche Runde. Sein Kopf ziert die Fassade des Hauses am Stock-im-Eisen-Platz vor dem Stephansdom, und an der Ecke Marc-Aurel-Strasse/Sterngasse befindet sich seine Statue in einem Rundbogen des Eckhauses.

Grundriss Carnuntum

Weitere Sehenswürdigkeiten in und um Carnuntum

Zu erwähnen wäre noch das ausserhalb der Stadt stehende «Heidentor», ein Siegesmonument aus dem 4. Jahrhundert, von dem nur noch ein einzelner Torbogen erhalten geblieben ist. Es repräsentierte Ruhm und Grösse des römischen Reiches - ein politisches und militärisches Signal. Der Name entstand im Mittelalter, als man die Herkunft nicht mehr kannte.

Der Name Carnuntum ist nicht nur ein Begriff über die römische Vergangenheit, sondern ist eine eigenständige Weinbauregion zwischen Donau und Neusiedler See im Burgenland.

Weitere sehenswerte Orte in der Umgebung sind:

Diese Stadt bietet ein besonderes mittelalterliches Erlebnis mit einer der ältesten und am besten erhaltenen Stadtbefestigungen Europas.

Nach dem Verlassen von Hainburg entlang dem rechten Donauufer grüsst uns von einem 30 Meter hohen Felsvorsprung an der Donau die Ruine Röthelstein. Jetzt noch um die nächste Rechtsschlaufe der Donau und vom anderen Ufer grüsst uns Devin. Der erste Ort in der Slowakei am linken Donauufer.

Tipps für den Besuch in Carnuntum

Der «Jerusalemweg / JERUSALEM WAY» ist ein Pilgerwegnetz, das Pilger aus Zentraleuropa nach Jerusalem führt. Jerusalem gehört zusammen mit Rom und Santiago de Compostela zu den 3 wichtigsten christlichen Pilgerdestinationen des Mittelalters.

Der nächste Römerfest findet am Samstag 29. und Sonntag 30. Juni statt. Die Legionäre marschieren entschlossenen Schrittes über das Feld, die Tänzerinnen bewegen sich anmutig, Kinder staunen und fiebern mit, wenn die Gladiatoren ihre Kräfte messen, in der Ferne erklingt das rhythmische Hämmern der Handwerker:innen, während der Duft köstlicher Speisen durch die Luft strömt - und dann: tosender Jubel, wenn der Kaiser durch die Menge schreitet und majestätisch winkt. Am grössten Römerfest der Schweiz erwacht die Antike zum Leben.

Das römische Stadtviertel wächst ebenfalls weiter. Neue Rekonstruktionen sollen den Eindruck einer belebten Römerstadt intensivieren. Bereits 2017 begonnen, wird nächstes Jahr die Straßenfront einer römischen Straße mit den gewerblich genutzten Bereichen der dahinterliegenden Häuser wieder errichtet. Während der Bauarbeiten können Besucher hautnah miterleben, wie die Stadt Schritt für Schritt wächst.

Haus des Ölhändlers

Die experimentelle Archäologie macht es möglich, aus Grabungen geborgene Fragmente als Anschauungs- und Vergleichsmaterial zu benützen und original nachzubauen.

Stadt der Gladiatoren / Carnuntum / Eine antike Metropole / Außengrenze des römischen Imperiums

Das Viertel in Carnuntum soll weiter rekonstruiert werden.

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