Die Geschichte der Massage: Von den Anfängen bis heute

Wussten Sie, dass die Massage eine der ältesten Heilkünste ist? Sie hat eine beeindruckend lange Geschichte, die bis in die Frühgeschichte der Menschheit zurückreicht. Bereits 2700 vor Christus diente sie als eine der vier klassischen Behandlungsmethoden der chinesischen Medizin.

Die Massage hat eine beeindruckend lange Geschichte, die bis in die Frühgeschichte der Menschheit zurückreicht. Sie entwickelte sich über Jahrtausende hinweg in verschiedenen Kulturen und wurde stetig weiterentwickelt.

Lange wurde die Massage vorwiegend durch Ärzte ausgeführt. Erst seit 1998 ist der Beruf 'Medizinischer Masseur/Masseurin' gesamtschweizerisch anerkannt. Gewinnen Sie einen Einblick in die spannende Geschichte der Massage von den Anfängen bis heute.

Die Anfänge der Massage

Die Anfänge der Massage als Heilkunst reichen bis ins Jahr 2700 vor Christus nach China zurück. Schon damals war die Vorbeugung vor Krankheiten und Steigerung des Wohlbefindens ihr erklärtes Ziel. Im Jahre 1800 vor Christus tauchten im Nordwesten Indiens Ölmassagen in der Ayurvedischen Heilkunst auf.

Ab 500 vor Christus kannten die meisten Kulturen, wie zum Beispiel die Japaner, Ägypter, Perser, Griechen und Römer, irgend eine Form von Massage. Oft waren rituelle Handlungen mit bestimmten Massagetechniken verbunden.

Hippokrates, der berühmte griechische Arzt der Antike, schien ein grosser Verfechter der Massage zu sein. Er schrieb: "Ein Arzt muss viele Dinge beherrschen, aber in jedem Falle das Reiben". Der griechische Gladiatoren-Arzt Galenos beschrieb 18 verschiedene Arten der Masssage. Griechische Athleten liessen sich vor und nach den Olympischen Wettkämpfen massieren.

Hippokrates (460-370 v. Chr.), der „Vater der Medizin“, schrieb, dass „die Ärzte über Reiben (Massage) Bescheid wissen sollten, denn Reiben kann die Gelenke lockern und verhärten“.

Massage im Mittelalter und der Renaissance

Im Mittelalter wurde die Massage immer bekannter, jedoch vor allem von der Kirche auch als etwas Übernatürliches oder Teuflisches angesehen. Viele praktizierende Masseure wurden regelrecht hingerichtet.

Erst im 16. Jahrhundert gewann die Massage in der Medizin durch den Arzt und Alchimisten Paracelus wieder an Bedeutung. Insbesondere die Erfolge des französischen Chirurgen Ambroise Paré etablierten die Massage als echte Heilkunst. Ihm gelang es mit verschiedenen Massagetechniken die Wundheilung nach Operationen zu verbessern. Wegen seiner ausgezeichneten Ergebnisse machten ihn vier Könige zu ihrem Hofarzt.

Die Entwicklung der modernen Massage

Der Arzt und Gymnastiklehrer Henrik Ling (1776 - 1839) begründete die 'Schwedische Massage'. Deren Grundtechniken werden heute noch angewendet. Während jener Zeit begann man mit wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Wirkmechanismen der Massage.

1893 publizierte Albert Hoffa (1859 - 1907) ein Standardwerk für Ärzte zu den 5 Grundgriffen der Massage: Streichen, Klopfen, Kneten, Reiben, Erschütterungen. Mit der Herausgabe des 'Lehrbuches der Massage' von A. Miller im Jahre 1914 wurde die Massage als medizinische Spezialwissenschaft anerkannt.

Bald darauf entwicklten sich Sonderformen der Massage, wie zum Beispiel die Nervenpunktmassage (1908), die Vorläuferin der heutigen Reflexzonenmassage. Die Bindegewebsmassage (1920) wurde durch die Physiotherapeutin Elisabeth Dicke und die manuelle Lymphdrainage durch den Dänen Emil Vodder eingeführt.

Im Jahre 1957 erschien der Aufsatz über die Manipulativ-Massage des Schweizer Arztes Jean-Claude Terrier.

Die Massage in der heutigen Zeit

Heutzutage werden Massagen nicht mehr durch Ärzte sondern durch Physiotherapeuten und Masseure ausgeführt. In den meisten Ländern Europas gibt es entsprechende staatlich anerkannte Ausbildungen.

Die Geschichte der medizinischen Massage zeigt eindrücklich, wie sich Qualität, Fachwissen und einheitliche Standards über die Jahre entwickelt haben und es mehr als nur Kneten ist. Nutze die Möglichkeit, von diesem Expertenwissen zu profitieren, ob zur Prävention, Regeneration oder bei spezifischen Beschwerden.

Die Traditionelle Thai-Massage

Simon de la Loubere (1690), französischer Diplomat am königlichen Hof in Siam: „Wenn jemand in Siam krank ist, beginnt er damit, seinen ganzen Körper von jemand, der darin geübt ist, bearbeiten zu lassen.

Die Traditionelle Thai-Massage (TTM) - in Thailand „Nuad Phaen Boran“, kurz „Nuad“ genannt, ist eines der ältesten überlieferten Heilsysteme, das sich bis in die heutige Zeit gehalten hat.

Historisch gesehen gelangte das Wissen über die Traditionelle Thai Massage vor circa 2500 Jahren nach Südostasien. Als der Begründer gilt ein Arzt aus Nordindien, genauer gesagt aus dem damals mächtigsten und größten Staat Indiens, dem Königreich Magadha.

Als junger Mann studierte er in Taxila, deren Universität zu ihrer Zeit eine der Bekanntesten des Kontinents gewesen ist, er war Schüler des legendären Atreya gewesen, ein Arzt der damals weit über die Grenzen Indiens hinaus für seine Heilkünste bekannt war. So erhielt Jivaka Kumar Bhaccha tiefen Einblick in die alten Heilwissenschaften Indiens, wie das Ayurveda und das Yoga.

Doktor Jivaka ging nach seinem Medizinstudium zunächst auf Wanderschaft und spezialisierte sich auf Chirurgie und Kinderheilkunde. Dort traf er auch auf Siddharta Gautama, den Buddha, und seine Mönchsgemeinschaft. Die beiden verstanden sich gut und Jivaka lernte von Buddha und behandelte ihn und die Mönchsgemeinde medizinisch.

Dr. Jivaka gründete das Sangha Quartier Ambavana, welches eine Art altindisches Gesundheitszentrum war. Er wurde auch im Pali-Kanon ( Tipitaka ), einer Sammlung von Dialogen und Lehrvorträgen des Buddhas aufgezeichnet in der Sprache Pali, erwähnt.

Nach seinem Tod praktizierten seine Schüler weiter und im dritten Jahrhundert vor Christus schließlich kam die Thai-Massage dann tatsächlich auch in Thailand an.

Der indische Kaiser Ashoka war ein mächtiger Herrscher mit weitreichendem Einfluss. Nachdem er sein Reich in jahrelangen Kriegen vergrößert hatte - es umfasste ¾ des indischen Subkontinents - und auf dem Gipfel seiner Macht stand, suchte er nach neuen Aufgaben im Leben. Was Kaiser Konstantin für das Christentum war, war Kaiser Ashoka für den Buddhismus. Die Missionare trugen vor allem spirituelles und medizinisches Wissen weiter und ein Großteil des medizinischen Wissens ging auf die Lehren Jivaka Kumar Bhaccha’s zurück.

Etwa im ersten Jahrhundert nach Christus dann wurden mehr und mehr buddhistische Klöster (Wat’s) gebaut, in denen die Mönche die Bevölkerung medizinisch behandelten - mit Massagen, Heilkräutern und Gebeten. Auch massierten die Mönche sich gegenseitig, um ihre Meditationspraktiken zu vertiefen.

Jedenfalls damals - rund 2000 Jahre auf der Achse der Zeit zurück, gab es immer noch viele buddhistische Wandermönche in Thailand die durchs Land zogen und so “sickerte” die Thai-Massage Stück für Stück auch langsam in die ländliche Bevölkerung durch. Es entwickelten sich 2 Stile, die sich wechselseitig beeinflussten, der „königliche“, der in den Klöstern praktiziert und auch schriftlich fixiert wurde, und der „schamanische“ Stil, der durch mündliche Tradition innerhalb der Familien weitergegeben wurde.

Heute gibt es im Wesentlichen zwei Arten der Thai-Medizin (und -Massage). Der gelehrte Stil entstand am königlichen Hof und integriert eine Vielzahl von kulturellen Einflüssen. Die thailändische Kultur ist imstande fremde Elemente aus den verschiedensten Teilen der Welt nahtlos zu assimilieren. Medizinisches Wissen aus Indien, China, islamischen Traditionen und dem Westen floss hier mit ein.

Die größte Übereinstimmung des theoretischen Überbau’s der thailändischen Medizin ist in der ayurvedischen Medizin zu finden, und in einigen Fällen stimmen Sen (Energielinien der Thai-Massage) und Prana-Nadis ( Energielinien des Ayurveda - Indien ) und Akupressurpunkte der Thai-Massage mit den ayurvedischen Marmas ( Energiepunkte ) überein.

Im 17. Jahrhundert werden medizinische Texte erwähnt, die auf Palmblättern in Pali-Sprache und Khmer-Schrift verfasst waren. Bei der Zerstörung der alten Königsstadt Ayutthaya im Jahre 1767 durch burmesische Eroberer wurden die alten Texte weitgehend zerstört, so dass sie heute nicht mehr verfügbar sind.

König Rama I (1.König der Chakri-Dynastie, 1782-1809), der Begründer der heutigen Thai-Dynastie, ließ das größte und mittlerweile älteste Kloster Bangkoks, Wat Phra Chetuphon ( Wat Po ) gegen Ende des 17. Jahrhunderts zum führenden Ausbildungszentrum für traditionelle thailändische Medizin ausbauen. Rama I etablierte auch Bangkok als Hauptstadt Siams (Thailands) - bis dahin war Ayutthaya die Königsstadt.

Erhaltene Bruchstücke aus den Überresten der in Ayutthaya fast vollständig verbrannten Pali-Schriften dienten König Rama III (3. König der Chakri-Dynastie, 1825-1851) im Jahre 1832 als Grundlage für die berühmten Epigraphien des Phra Chetuphon Tempels (Wat Po) in Bangkok. Die noch verfügbaren Texte waren gesammelt und verglichen und in die Wände des Tempels eingraviert worden. Dort kann man die 60 Wandzeichnungen bewundern, jeweils 30 für die Vorderseite des menschlichen Körpers und 30 für die Rückseite.

Besonderer Wert wurde bei diesen Zeichnungen auf die Darstellung der sogenannten Sen Linien ( Sen Sib ) gelegt, sowie deren Energiepunkte. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die im Wat Po gesammelten Texte in die moderne Thaisprache übersetzt. Das Kloster liegt im alten Zentrum von Bangkok, direkt dem Königspalast der Herrscher von Siam gegenüber.

Heute ist der Wat Po Tempel - Temple of the Reclining Buddha - auch verbunden mit der renommiertesten Massageschule Thailands, Thai Traditional Medical and Massage School. Diese wurde 1955 eröffnet unter dem Patronat des Königs und der Kontrolle des Ministeriums für Bildung von Thailand. Es wurden 4 Studienrichtungen der thailändischen Medizin angeboten: Apotheker (Pharmazie), Medikamente, Geburtshilfe (Hebammen-Ausbildung) und Thai Massage.

Die Unterschiede sind jedoch in der praktischen Anwendung so mannigfaltig, dass die Übereinstimmung im theoretischen Überbau von nur geringer praktischer Bedeutung ist. Gleiches gilt für jenen, der sich intensiver mit den ayurvedischen und thailändischen Lehren auseinandersetzt. Jedoch praktizieren heute viele Thai-Masseure (indisches) Yoga und raten oft auch ihren Patienten dazu - schließlich wird Thai-Massage manchmal auch scherzhaft als “Yoga für Faule” bezeichnet, denn der Massierte wird in verschiedene Yogastellungen gebracht, ohne eigene Anstrengung.

Während also die alt-indischen Einflüsse in erster Linie durch Mönche nach Thailand gelangten, brachten chinesische Einwanderer Elemente der traditionellen chinesischen Medizin - darunter auch Massagetechniken des Tuina - mit. Aus den armen Regionen des chinesischen Großreichs wanderten schon seit langem Chinesen nach Thailand ein. Auch werden die meisten großen Apotheken für traditionelle thailändische Medizin heute von Thai-Chinesen geführt und das Wissen um die Zubereitung und Zusammenstellung der einzelnen Mittel wird als wertvoller Familienschatz gehütet.

Der schamanische Stil ist der in Thailand mit großer Wahrscheinlichkeit ältere, fast vollkommen auf einem spirituellen Glaubenssystem aufbauend, das vor der Verbreitung des Buddhismus in Thailand dominant war. Aufgrund des völligen Verzichts auf formalisierte Wissensweitergabe hat jede Provinz auch eigene Vorgehensweisen und Rezepte zur Behandlung verschiedener Symptome. Unterweisungen finden seit jeher ausschließlich in mündlicher Form vom Lehrer zum Schüler statt.

Zum größten Teil sind es Männer, die diese Funktion in der Dorf-Gemeinschaft einnehmen und denen häufig magische Fähigkeiten nachgesagt werden. Im Norden Thailands finden sich jedoch oft auch Frauen, die über einen großen medizinischen Wissensschatz verfügen und auch Massieren (ein Erbe der Hebammen-Tradition). Einzig und allein medizinische Rezepturen werden auch gelegentlich schriftlich weitergegeben, allerdings in einer für Außenstehenden unverständlichen, kodierten Form und auf die Bewahrung und Geheimhaltung des Wissens wird größter Wert gelegt. Das liegt zum einen daran, dass oft Mönche in Thailand eine ähnliche Funktion wie Schamanen übernehmen - das Durchführen magischer Riten, das Segnen von Amuletten und Kräuterbehandlungen.

Die Wiederentdeckung

Mittlerweile beginnt man sich in Thailand wieder verstärkt, sich für die eigene Heilkunst zu interessieren. Das war nicht immer so. Als vor rund 100 Jahren König Chulalongkorn Thailands große Modernisierung vollendete, galt westliche Wissenschaft als kostbares Gut. Mitte des letzten Jahrhunderts galt - erst recht in den Städten - traditionelle Medizin nicht viel.

Und dann, etwa seit den siebziger Jahren, kamen Jahr für Jahr mehr Amerikaner und Europäer nach Thailand und wollten mehr über das traditionelle Heilwissen der Thais lernen. Natürlich erstarkte daraufhin auch in Thailand das Bewusstsein für die alte Heilkunst. Auch die Regierung und die Königsfamilie haben ihren Teil zur Wiederbelebung der Thai-Massage beigetragen.

Besonders das Gesundheitsministerium hat viele Initiativen ins Leben gerufen und in Zusammenarbeit mit Universitäten und Heilkundigen großangelegte Forschungsprojekte vorangetrieben. In Thailand gibt es ein großen Angebot an qualifizierten Arbeitskräften für wissenschaftliche Unternehmungen und gerade der Wellness- und Medizin-Tourismus, auf den Thailand sich spezialisiert hat, ist eine treibende Kraft hinter so manch vielversprechendem Projekt.

Die Thai-Massage ist, mit ihrem breiten theoretischen Hintergrund, eine komplexe Wissenschaft und wird in dieser Form an den Universitäten als Teil einer vier Jahre dauernden Ausbildung gelehrt. Die traditionelle Thai-Massage ist auch in ihrer heutigen Praxis dem Buddhismus verbunden. Sie wird mit Metta (im südlichen Buddhismus gebräuchlicher Begriff für liebende Güte) angewandt. Die Meister sind in der Regel tief religiöse Menschen, die die Massage im Zustand der Achtsamkeit, des Gleichmuts, des Mitgefühls und der anteilnehmenden Freude ausführen.

Auch wenn im westlichen Ausland „Wellness“ oft in Luxushotels angeboten wird, kann auch der einen weniger extravaganten Lebensstil führende heutzutage die heilsame Wirkung der Thai-Massage am eigenen Leib erfahren.

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