Massage bei Brustkrebs: Wirkung und Therapieansätze
Die Diagnose Brustkrebs und die damit verbundenen Behandlungen können für betroffene Frauen eine grosse Belastung darstellen. Neben den medizinischen Therapien spielen unterstützende Massnahmen wie Massagen eine wichtige Rolle, um Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. In diesem Artikel werden wir die Wirkung von Massagen bei Brustkrebs detailliert betrachten und verschiedene Therapieansätze vorstellen.
Lymphdrainage bei Lymphödemen
Lymphödeme sind Schwellungen, die durch eine gestörte Lymphdrainage verursacht werden. Bei Brustkrebs-Operationen werden häufig Lymphknoten in der Achsel entfernt, um eine Streuung des Krebses zu verhindern. Die noch verbliebenen Lymphknoten sind danach oft überfordert, was zu Lymphstauungen führen kann. Hier kommt die Lymphdrainage ins Spiel.
Die Lymphdrainage ist eine spezielle Massagetechnik, die darauf abzielt, den Lymphfluss anzuregen und die Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe zu reduzieren. Durch sanfte, rhythmische Bewegungen wird die Lymphflüssigkeit in den Lymphgefässen mobilisiert und abtransportiert. Die Lymphflüssigkeit fliesst in den sogenannten Lymphgefässen. Es ist eine wässrige, leicht milchig getrübte Flüssigkeit, die vor allem Elektrolyte (wie Kalzium oder Magnesium) oder Eiweisse enthält. Zum einen wird der Lymphfluss im Körper aktiviert. Man bringt den Wasserhaushalt in Gang und die Patienten müssen deshalb oft gleich nach der Behandlung auf’s WC. Zum anderen regt man die Zirkulation in den Venen an.
Die Wirksamkeit der Lymphdrainage als Therapiemethode ist ein viel diskutiertes Thema in der medizinischen Gemeinschaft. Während einige Studien positive Ergebnisse zeigen, bleibt die allgemeine Schlussfolgerung aufgrund der Heterogenität der Massnahmen, Personengruppen und Outcome-Messungen schwierig. Im Allgemeinen wird jedoch empfohlen, eine komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) anzuwenden, die neben der Lymphdrainage auch Bandagierung, Übungen und Hautpflege umfasst.
Studien zeigen gemischte Ergebnisse in Bezug auf die Wirksamkeit der Manuellen Lymphdrainage im Vergleich zu einer umfassenderen Behandlung. Studien zeigen, dass Manuelle Lymphdrainage allein keine langfristigen Verbesserungen bei Lipödemen bringt. Eine umfangreichere Therapie wie die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE), die auch Bewegungstherapie und Ernährungsberatung einbezieht, wird empfohlen.
Studien zeigen, dass eine frühe Manuelle Lymphdrainage (MLD) nach der Operation möglicherweise die Entwicklung eines Lymphödems verhindern kann, obwohl die Evidenz hierfür begrenzt ist. Insgesamt zeigen diese Erkenntnisse die Komplexität und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Patienten mit Lymphödemen, Lipödemen und postoperativen Lymphödemen nach Brustkrebs.
In Österreich beispielsweise wird die Manuelle Lymphdrainage hauptsächlich von Masseurinnen und Masseuren durchgeführt, was eine mögliche Entlastung für Physiotherapeuten darstellt. Abschliessend sollte eine umfassende, komplexe Therapie, die auch andere Faktoren wie Bewegung und Ernährung berücksichtigt, der reinen Lymphdrainage vorgezogen werden.
Narbengewebe und Beweglichkeit
Nach einer Brustkrebs-Operation ist es wichtig, das Narbengewebe zu behandeln, damit es weich und geschmeidig bleibt und nicht mit dem umliegenden Gewebe verwächst. Durch die Operation wird die Beweglichkeit immens eingeschränkt, was wir mit gezielten Übungen wieder ändern möchten. Ist die OP-Wunde erfolgreich abgeheilt, so können wir damit beginnen, diese physiotherapeutisch zu behandeln.
Mit speziellen Übungen kann das Körpergefühl wieder ausbalanciert werden. Es kommt sehr oft vor, dass Frauen nach einer solchen OP Beschwerden beim Atmen haben.
Weitere physiotherapeutische Massnahmen
Wir haben häufig Brustkrebspatientinnen bei uns in der Physiotherapie Praxis Santewell, die nach ihrer OP wieder fit werden müssen. Um das zu schaffen, haben wir mehrere Möglichkeiten. Denn durch verletzte oder entfernte Lymphknoten kommt es zu Wasseransammlungen im Brustgewebe und im Arm. Die werden durch Lymphdrainage verringert.
Viele Brustkrebspatientinnen klagen über Schulterbeschwerden nach der Operation und Strahlentherapie. Diese Therapien können innert der ersten beiden Jahre nach dem Therapiestart Vernarbungen, Bewegungseinschränkungen, Schmerzen an der Schulter und eine Muskelschwäche auf der betroffenen Seite verursachen. Als effektivste Therapie von Schulterschmerzen nach Brustkrebs hat sich tatsächlich die offene Ansprache von Sorgen und Ängsten bzgl. der Armnutzung erwiesen. Wenn diese Themen direkt angesprochen und die Fragen der Betroffenen nachvollziehbar erklärt und beantwortet werden und Betroffene zugleich dazu motiviert werden den betroffenen Arm im Alltag bestmöglich zu nutzen, ergab das die besten Resultate bzgl. Krafttraining zeigte ebenso positive Effekte und kann als sicher und effektiv empfohlen werden.
Eine weitere, besonders gefürchtete, Nebenerscheinung ist das Armlymphödem. Ausgelöst durch Operation und Bestrahlung entwickeln leider einige Betroffene im Laufe der Zeit eine Schwellung am Arm der betroffenen Seite. Ein gezieltes Krafttraining, welches den betroffenen Arm explizit beinhaltet, hat sich als effektivste Methode erwiesen, ein Armlymphödem bei Brustkrebs zu verhindern.
"Lymphödem bei Brustkrebs: Operative Therapie." Bärbel Schäfer mit Dr. Seidenstücker & Fr. Backhaus
Wichtige Hinweise und Empfehlungen
- Absprache mit dem Arzt: Vor der Durchführung von Massagen, Massagetherapie, Sauna, Bäder usw. behandelnden Arzt oder Onkologen halten.
- Individuelle Anpassung: Jede Patientin hat unterschiedliche Bedürfnisse und Erfahrungen mit der Krebs Krankheit.
- Sanfte Techniken: Bei Brustkrebspatientinnen sind sanfte Techniken und Druckanpassungen sehr wichtig.
Komplementäre Therapien
Es gibt verschiedene komplementäre Therapien, die bei Brustkrebs eingesetzt werden können, um die konventionellen Behandlungen zu unterstützen und das Wohlbefinden zu steigern. Dazu gehören:
- Homöopathie
- Anthroposophische Medizin
- Akupunktur
- Arzneimitteltherapie der Traditionellen Chinesischen Medizin
- Phytotherapie
Es ist ratsam zu prüfen, ob in Ihrem Fall eine bestimmte Therapie aufgelistet ist und ob Sie davon profitieren könnten. Die Vergütung komplementärmedizinischer Leistungen durch die Krankenversicherung hängt von der Ausbildung der Therapeutinnen und Therapeuten ab.
Entscheiden Sie sich zuerst, ob Sie eine Therapie wünschen, die sich hauptsächlich auf den Körper oder auf die Psyche wirkt. Bedenken Sie auch, dass einige Methoden sofortige Ergebnisse liefern, während bei anderen sich eine Wirkung erst langfristig einstellt. Wichtig ist in erster Linie, dass Sie sich entsprechend informieren und mit Ihrem Behandlungsteam abklären, ob die geplante Therapie mit Ihren konventionellen Therapien vereinbar ist. Bei Bedarf können Sie sich auch an KrebsInfo wenden.
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