Vagusnerv Massage: Techniken, Nutzen und mögliche Nebenwirkungen

Der Vagusnerv ist eine der wichtigsten vegetativen Verbindungen zwischen Körper und Hirn. Ihn mit Tricks zu stimulieren, gilt neuerdings als Anti-Stress-Programm für jedermann. Doch was steckt wirklich dahinter? Dieser Artikel beleuchtet die Vagusnerv Massage, ihre potenziellen Vorteile und möglichen Nebenwirkungen.

Die Rolle des Vagusnervs im Körper

Der Vagusnerv, auch bekannt als Nervus vagus (von lateinisch vagari: umherschweifen), ist der längste Hirnnerv überhaupt. Er zieht aus dem Inneren des Schädels entlang der Halsschlagader hinab in Brusthöhle und Bauchraum und erreicht mit seinen Verästelungen Rachen und Kehlkopf, Bronchien und Herz, Bauchorgane und Darm.

Dadurch ist er nicht nur beim Schlucken, Würgen und Sprechen unerlässlich, sondern kann ausserdem die Atemwege verengen, die Magensaftproduktion steigern, den Herzschlag bremsen und den Blutdruck senken. Aus den Organen wiederum fliessen über den Vagusnerv sensorische Informationen in den Hirnstamm zurück und signalisieren übergeordneten neuronalen Zentren fortwährend den inneren Zustand des Körpers.

Der Vagusnerv ist Teil unseres autonomen Nervensystems. Dieses arbeitet, wie es der Name bereits verrät «eigenständig». Es läuft eine Art körpereigener Autopilot, den wir nicht bewusst steuern. Das gilt für Funktionen wie den Herzschlag, die Verdauung, Schwitzen, Gänsehaut oder die Sexualfunktion.

Unser autonomes Nervensystem setzt sich aus 2 Gegenspielern zusammen, die sich ergänzen: Sympathikus und Parasympathikus. Kommen wir in eine Stresssituation, übernimmt der Sympathikus automatisch das Ruder. Herzschlag und Blutdruck gehen hoch, Muskeln werden angespannt, Schweissdrüsen aktiviert, die Verdauung gedrosselt. Sobald die vermeintliche (oder reelle) Bedrohung vorüber ist, übernimmt der Parasympathikus das Steuer. Der Herzschlag wird beruhigt, die Atmung verlangsamt, die Muskulatur entspannt und der Verdauungsprozess wieder in Gang gesetzt.

Reizüberflutung, Leistungsdruck, Konflikte und Ängste sind die heutigen «Gefahren» für unseren Körper und können dazu führen, dass der Sympathikus überaktiv wird. Als Folge hängt unser Körper in einer Bedrohungs-Endlosschleife fest und schafft es nicht mehr in den «Ruhemodus» zurückzukehren. Allerdings kann es auch genau andersherum kommen, nämlich dass das Parasympathische System zu sehr dominiert. Dann kann unser Körper nicht mehr «hochfahren».

Vagusnerv Stimulation: Techniken und Methoden

Eigentlich könnte man behaupten, dass jede Sorte von Entspannungsübung sich in irgendeiner Form auch auf den Vagusnerv auswirkt. Dennoch gibt es Punkte am Körper, die einen besonderen «Draht» zum Vagusnerv haben und diesen auch entsprechend gezielt aktivieren können.

Atemübungen

Wir nehmen im Normalfall 12-14 Atemzüge pro Minute. In Stresssituationen sind es mehr, wir atmen eher durch den Mund und in die Brust. Um den Vagusnerv bzw. Das Einatmen ist kürzer als das Ausatmen. Ein möglicher Rhythmus ist: 4 Sekunden einatmen, 6 Sekunden ausatmen. Oder die 4-7-8 Atmung: 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen. Varianten gibt es verschiedene. Zum Beispiel das Box-Breathing.

Summen, Gurgeln und Singen

Der Vagusnerv ist mit dem Rachen, Kehlkopf und den Stimmbändern verbunden. Durch Summen, Gurgeln und Singen kann der Vagusnerv in diesem Bereich aktiviert werden. Dabei steht oder sitzt man bequem mit aufgerichteter Wirbelsäule. Beim Summen variiert man verschiedene Töne oder bleibt beim gleichen Ton für mehrere Minuten. Aus dem Yoga ist das Bhramari (Bienensummen) bekannt. Dabei summt man beim Ausatmen wie eine Biene und bedeckt Ohren und Augen mit den Händen. Beim Gurgeln mit Wasser werden Sequenzen von 10-20 Sekunden mehrmals wiederholt. Ziel beim Summen sowie Gurgeln ist es, möglichst viele Vibrationen zu erzeugen.

Augenübungen

Nicht nur aber besonders auch für müde, überanstrengte Augen aufgrund langer Tätigkeiten am Bildschirm: Augenpressur und Cinéma interne. Bei der Augenpressur positioniert man beide Hände für etwa eine Minute auf dem Gesicht über den Augen und drückt leicht auf die geschlossenen Augenlider. Beim Cinéma interne schliesst man ebenfalls die Augen. Dann «beobachtet» man die Schatten und Lichtmuster, die sich auf der Innenseite der Lider zeigen. Eine weitere einfache Übung sind Blicksprünge zwischen nah und fern.

Meditation

Meditation kombiniert Atemtechniken mit Achtsamkeitsübungen. Dabei richtet sich der Fokus auf die oben beschriebene Atmung und darauf, das ewig kreisende Gedankenkarussell loszulassen. Beim Bodyscan zum Beispiel werden die einzelnen Körperteile bewusst wahrgenommen und gespürt. Andere Formen konzentrieren sich während des Meditierens auf ein Wort oder eine Visualisierung wie eine brennende Kerze. Eine Form der geführten Meditation, die sich besonders auch Kindern erschliesst, sind Fantasiereisen.

Akupressur

Akupressur kommt wie die Akupunktur aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). An Druckpunkten im Körper lassen sich durch Pressen oder Massieren Meridiane stimulieren. Einen solchen Druckpunkt, der den Vagusnerv stimulieren soll, gibt am Ohr. In der Mulde am Gehörgang sowie oberhalb des Gehörgangs drückt man mit dem Finger sanft, als ob man die Haut hin und her schieben würde, und so den Vagusnerv aktiviert.

Massage des Nackens

Der Vagusnerv verläuft links und rechts der Halswirbel nach unten. Mit sanfter Massage, gefühlvollem Streichen mit den Händen lässt sich der Vagusnerv am Nacken stimulieren und generell auch Verspannungen lockern.

Kälteanwendung

Egal ob sich morgens Wasser ins Gesicht spritzen, die kalte Dusche, das winterliche Eisbad oder der Besuch in der Kältekammer - Kälte aktiviert unser Nervensystem.

Craniosacral-Therapie (CST)

Die Craniosacral-Therapie (CST) ist eine manuelle Technik, die mit sanften Berührungen die Funktion des craniosacralen Systems bewertet und verbessert. Dieses System umfasst die Membranen und Flüssigkeiten, die das Gehirn und das Rückenmark umgeben. Entwickelt aus der Osteopathie, zielt CST darauf ab, Ungleichgewichte in diesem System zu erkennen und zu korrigieren, um die natürlichen Heilungsprozesse des Körpers zu fördern.

Praktizierende wenden leichten Druck (etwa 5 Gramm) auf Schädel, Wirbelsäule und Becken an. Diese Berührung hilft, Einschränkungen im Fluss der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit zu identifizieren, die körperliche oder emotionale Beschwerden verursachen können. Durch das Lösen dieser Blockaden kann sich die Funktion des Nervensystems verbessern, Stress reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden steigern.

Medizinische Vagusnerv-Stimulation

Auch in der Schulmedizin kommt die Vagusnerv-Stimulation zum Einsatz. Dazu wird ein Gerät unter die Haut implantiert und via Elektroden mit dem Vagusnerv verbunden. Aktiviert wird das Gerät durch eine magnetische Steuerung. Bei den klinischen Tests zeigte sich, dass diese Form der Vagusnerv-Stimulation ausserdem einen Effekt auf die Stimmung der Teilnehmenden hatte. Seit 1994 ist die Vagusnerv-Stimulation in der Schweiz für die Behandlung von Epilepsie zugelassen und seit 2011 zusätzlich für die Behandlung von schweren Depressionen.

Als Alternative zur obengenannten, invasiven Vagusnerv-Stimulation wurde vor 20 Jahren die sogenannte transkutane Stimulation entwickelt. Dabei wird der Teil des Vagusnervs stimuliert, der am Ohr und Gehörgang entlagführt. Dazu werden Elektroden auf der Haut platziert.

Vagusnerv Massage: Mögliche Nebenwirkungen und Risiken

CST gilt als sicher, aber das Verständnis möglicher Reaktionen hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Vagusnerv Stimulation und psychische Gesundheit

Angst und Depression betreffen Millionen von Menschen, doch traditionelle Behandlungsmethoden wirken nicht bei jedem. Hier kommt die Craniosacral-Therapie ins Spiel - ein sanfter, ganzheitlicher Ansatz, der zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt, weil er psychische Belastungen lindern kann.

Durch die Fokussierung auf subtile Körperrhythmen hilft diese Therapie, Spannungen zu lösen, das Nervensystem auszugleichen und emotionale Harmonie wiederherzustellen. Die Craniosacral-Therapie setzt bei den Ursachen emotionaler Belastungen an, anstatt nur Symptome zu behandeln. Sie harmonisiert die Körpersysteme und schafft eine Grundlage für nachhaltige Entspannung.

Ausgleich des Nervensystems

Ein überaktives Nervensystem ist oft die Ursache für Angst und Depression. CST beruhigt die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion, indem sie die Spannung im Schädel verringert und die Flüssigkeitszirkulation verbessert.

Die Rolle des Vagusnervs

Der Vagusnerv, ein zentraler Bestandteil des parasympathischen Nervensystems, reguliert Herzfrequenz, Verdauung und Stimmung. Die sanften Techniken der Craniosacral-Therapie können diesen Nerv stimulieren und seine Fähigkeit zur Beruhigung des Körpers verbessern.

Ein verbesserter Vagustonus wird mit geringerer Entzündung und besserer emotionaler Resilienz in Verbindung gebracht, was eine biologische Grundlage für die psychischen Vorteile der CST bietet.

Lösen emotionaler Spannungen

Trauma und Stress können sich physisch im Gewebe festsetzen und emotionale Blockaden verursachen. Die sanften Berührungen der CST fördern die Freisetzung gespeicherter Emotionen, was oft zu plötzlicher Erleichterung von Traurigkeit, Wut oder Angst führt. Viele Menschen berichten nach einer Sitzung von einem „leichteren“ oder emotional stabileren Gefühl.

Somatische Heilung und Trauma-Auflösung

Die CST steht im Einklang mit Prinzipien der somatischen Therapie, die die Verbindung zwischen Körper und Geist betonen.

Synergie mit Psychotherapie

Da CST das Nervensystem beruhigt, können Psychotherapie-Sitzungen produktiver werden. Klienten finden es oft einfacher, Emotionen oder Traumata zu verarbeiten, wenn ihr Körper nicht im Stressmodus gefangen ist.

Unterstützung von Medikamentenplänen

Für Menschen, die Antidepressiva einnehmen, kann CST Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Schlafstörungen lindern, indem sie die Widerstandskraft des Nervensystems stärkt.

Aufbau emotionaler Resilienz

Durch die kontinuierliche Beruhigung des Nervensystems hilft die Craniosacral-Therapie, die Reaktion des Gehirns auf Stress langfristig zu verändern. Im Laufe der Zeit berichten Klienten von weniger Angstauslösern und besseren Bewältigungsstrategien in herausfordernden Situationen.

Verbesserung der Schlafqualität

Chronischer Stress stört den Schlaf-Wach-Rhythmus und verschlimmert Angst und Depression.

Fazit

Die Craniosacral-Therapie bietet einen leisen, aber kraftvollen Weg zu mehr mentalem Wohlbefinden. Durch die Lösung körperlicher Spannungen und die Wiederherstellung des Nervensystem-Gleichgewichts hilft sie unzähligen Menschen, Angst und Depression mit minimalem Risiko zu bewältigen. Ob allein oder in Kombination mit traditionellen Behandlungen - CST gibt Menschen die Möglichkeit, auf natürliche Weise Frieden und Stabilität zu finden.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Möglichkeiten, den Vagusnerv zu beeinflussen - zumal ohne Elektrostimulation - schlichtweg begrenzt bleiben. Auch sind die körperlichen Effekte flüchtig und die seelischen Wirkungen nicht unbedingt auf den Vagus zurückzuführen. Ein einfach zu bedienender und nachhaltiger Ruheknopf gegen den Stress ist der Vagus nicht.

Wer trotzdem noch möchte, kann eine kühlende Gelmaske auflegen. Nicolas Rohleder erzählt, dass er dies selbst manchmal vor dem Einschlafen macht - und seine Forschung legt ja nahe, dass dies für Entspannung sorgen kann.

Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Konsultieren Sie immer einen Arzt oder qualifizierten Therapeuten, bevor Sie neue Behandlungsmethoden beginnen.

VAGUSNERV MASSAGE - Stress und Unruhe SOFORT auflösen!

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