Kribbeln nach Massage: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Viele Menschen erleben nach einer Massage ein angenehmes Gefühl der Entspannung und Erleichterung. Doch manchmal kann es auch zu unerwünschten Begleiterscheinungen wie Kribbeln kommen. In diesem Artikel werden die möglichen Ursachen für Kribbeln nach einer Massage beleuchtet und verschiedene Behandlungsansätze vorgestellt.

Manuelle Behandlung des Trapezmuskels (m. trapezius)

Was sind Triggerpunkte?

Myofasziale Triggerpunkte sind eine häufige Ursache für Schmerzen am Bewegungsapparat. Es handelt sich um sehr empfindliche Stellen innerhalb eines verhärteten Muskelstranges. Diese Muskelverhärtungen haben einen Durchmesser von weniger als 1 mm und verursachen Schmerzen und Verspannungen. Die Beschwerden treten meist weit entfernt von der Triggerpunkt-Umgebung an einer ganz anderen Stelle des Körpers auf (referred pain), weshalb eine exakte Diagnostik erforderlich ist.

Triggerpunkte entstehen durch akute oder chronische Überbelastung, durch Traumas oder Überdehnung des Muskels. Es handelt sich um Stellen in einem verspannten Muskel, die sich sehr stark zusammengezogen haben. Sie sind deutlich härter als die umliegende Muskulatur, sehr klein (können aber die Grösse einer Erbse erreichen) und sehr schmerzempfindlich auf Druck. Häufig sind sie verantwortlich für lokale Schmerzen, typisch ist jedoch auch, dass Triggerpunkte sehr oft Schmerzen in andere Körperregionen ausstrahlen. Jeder Muskel hat seine typischen Ausstrahlungsgebiete.

Triggerpunkt (X) im m. adductor pollicis und sein Ausstrahlungsgebiet (rot)

Triggerpunkte können die Skelettmuskulatur schwächen und für Verletzungen anfällig machen. Durch die muskelverkürzende Wirkung der Verhärtungen entsteht eine mechanische Überlastung der Sehne mit ihrer Sehnenscheide, des Sehnenansatzes, des Gelenkes oder der Bandscheibe, wodurch sich die Entstehung vieler orthopädischer Krankheitsbilder erklären lässt.

Typische Merkmale von Triggerpunkten

Die erkrankten Muskelstellen (Triggerpunkte) sind auch nach Jahren noch gut behandelbar.

Wie entstehen die schmerzhaften Triggerpunkte?

Myofasziale Triggerpunkte können auf unterschiedliche Arten entstehen:

Medizinisch erklärt man sich die schmerzhaften Stellen in der Muskulatur aufgrund einer übermässigen Zusammenziehung einzelner Muskelfasern. Dieser Vorgang entsteht wahrscheinlich durch eine überschiessende Freisetzung des Nervenbotenstoffes Acetylcholin an der motorischen Endplatte. Es gibt auch andere Theorien für diese Zusammenziehungen. Etwa, dass das vegetative Nervensystem eine erhöhte Aktivität auf den Muskel ausübt. Dies wurde mit Hilfe verschiedener Studien belegt. Menschen, die längere Zeit mit erhöhtem Stress leben, sind häufiger betroffen.

Triggerpunkte - Was ist das und warum entstehen sie

Fakt ist, dass die Spannung die feinen Blutgefässe zusammenquetscht, was zu einer Minderdurchblutung und zu einer Mangelversorgung des Muskels führt. Dadurch werden Substanzen im Muskel produziert, welche die Schmerzfühler im Muskel aktivieren - der Muskel, genauer gesagt der Triggerpunkt, beginnt weh zu tun und auszustrahlen.

Wenn Triggerpunkte über längere Zeit nicht verschwinden, dann geraten benachbarte Muskelfasern oder sogar Muskeln in Mitleidenschaft und die Schmerzen weiten sich aus (myofasziales Schmerz Syndrom). Die gute Nachricht ist, dass Triggerpunkte gut therapierbar sind! Eine gezielte Behandlung kann auch noch nach Jahren der Schmerzen einen grossen Effekt haben.

Ausgelöst durch eine allgemeine muskuläre Überlastung (z.B. Trauma, Fehlbelastung etc.) kann es zu Rupturen des sarkoplasmatischen Retikulums kommen. Diese führen zu einer unkontrollierten Freisetzung von Kalziumionen aus dem sarkoplasmatischen Retikulum und damit zu anhaltenden Kontraktionen von Sarkomeren.

Eine Vielzahl solcher Kontraktionen an einer Stelle können einen Hartspannstrang bilden. Hartspannstränge können nicht nur palpiert (ertastet), sondern auch im MRI und Ultraschall dargestellt werden. Die Kontraktionen verursachen Kompression benachbarter Kapillaren und damit eine verringerte Bereitstellung von Sauerstoff und energiereichen Verbindungen bei insgesamt erhöhtem Energiebedarf. Dadurch entsteht eine sogenannte Energiekrise mit gleichzeitig verminderter Wiederaufnahme von Kalzium in das sarkoplasmatische Retikulum - die Kontraktion wird also aufrechterhalten.

Darüber hinaus kommt es zur Ausschüttung neurovasoaktiver Substanzen wie Bradykinin, CGRP, u.a., die nozizeptive Nervenfasern erregen, welche aus ihren freien Nervenendigungen Schmerzbotenstoffe wie etwa die Substanz P freisetzen. Verschiedene Arbeiten unter anderem von Brückle und Shah untermauern diese Energiekrisentheorie.

Die „integrierte Hypothese“ ist eine Erweiterung der Energiekrisentheorie und derzeit das anerkannteste pathophysiologische Konzept zur Entstehung myofaszialer Schmerzen. Die integrierte Hypothese besagt, dass die beschriebenen pathologischen Prozesse in der Nähe von motorischen Endplatten ablaufen, deren Funktion stören, was zu einer vermehrten Acetylcholin-Ausschüttung führt und somit den Circulus vitiosus der pathologischen Dauerkontraktion schliesst.

Symptome ausgelöst durch Triggerpunkte

Es gibt sehr viele unterschiedliche Symptome, welche durch myofasziale Triggerpunkte ausgelöst werden können. Die häufigsten sind Schmerzen, welche lokal auftreten oder in ein anderes Körpergebiet ausstrahlen (referred pain). Durch die Verkürzung des Muskels, welcher von Triggerpunkten befallen ist, kann es zu Bewegungseinschränkungen kommen. Die befallenen Muskeln sind in ihrer Funktion beeinträchtigt, wodurch es zu einem Kraftverlust (Schwäche) und damit einhergehender Instabilität von Gelenken kommen kann. Auch die Koordination und das Gleichgewicht können betroffen sein. Häufig kommt es auch zu Sensibilitätsstörungen wie z.B. Taubheitsgefühlen, Kribbeln, Elektrisieren, etc.

Typische Symptome

Triggerpunkte lösen typischerweise Schmerzen aus. Sie können aber auch für viele andere Symptome verantwortlich sein wie zum Beispiel: Kälte- oder Wärmeempfindung.

Die Summe aller durch aktive Triggerpunkte ausgelösten Symptome wird als „Myofasziales Schmerz-Syndrom“ bezeichnet. Durch eine geeignete Therapie lässt sich diese Muskelpathologie oft - und manchmal auch noch nach Jahren - gänzlich beseitigen.

Behandlung von Triggerpunkten

Bei der Triggerpunkt-Therapie werden die schmerzhaften Muskelverhärtungen mit manuellen Techniken (Ischämische Kompression, Dehnung, Faszientechniken) oder mit Dry Needling behandelt. Ziel ist es, die Blutzirkulation in den Triggerpunkten wieder herzustellen und den Schmerz zu lindern. Ganz wichtig ist es auch die auslösenden Faktoren zu beheben. Mögliche Massnahmen sind zum Beispiel Verbesserung der Haltung (durch Kräftigung der Muskulatur), Optimierung der Sitzhaltung bzw. des Arbeitsplatzes (Ergonomie), Verbesserung der Koordination, Verbesserung der Wahrnehmung, Schulung der Wahrnehmung, etc.

Triggerpunkte werden mit manuellen Techniken oder mit Dry Needling behandelt. Hauptbestandteil der Triggerpunkt-Therapie ist der ischämische Druck auf den Muskel. Das heisst der Triggerpunkt wird durch Palpation (Ertasten) lokalisiert und anschliessend einem konstanten Druck ausgesetzt. Dieser kann mit den Fingern, den Ellbogen oder mit Hilfsmitteln (Trigger-Holz, etc.) ausgeübt werden. Neben der ischämischen Kompression, kommen auch Querfriktionen, Dehnungen und Faszientechniken zum Einsatz.

Wir unterscheiden zwischen Triggerpunkt-Techniken, welche direkt auf den Triggerpunkt und den Hartspannstrang zielen, sowie Release-Techniken, die grossflächig und unabhängig von der Lokalisation der Triggerpunkte auf den ganzen Muskel und deren Faszien einwirken:

Ziel der Behandlung ist es, die Spannung in der Muskulatur zu senken und die Durchblutung der Muskulatur bzw. in den Triggerpunkten wieder zu optimieren. Dadurch kommt es schlussendlich auch zu einer Behebung der Schmerzen.

Die Physiotherapeutin bzw. der Physiotherapeut ertastet (palpiert) die schmerzhaften und druckempfindlichen Stellen in der Muskulatur mit den Fingern. Bei der Behandlungstechnik 1 wird Druck auf den Triggerpunkt ausgeübt. Diese Kompression kann durch die Finger der behandelnden Fachperson erfolgen. Genauso können die Knöchel der Hand oder die Ellenbögen zum Einsatz kommen. Manchmal werden auch Hilfsmittel verwendet wie zum Beispiel ein "Trigger-Hölzli" oder ähnliches.

Dry Needling

Eine weitere sehr effektive Behandlungsmöglichkeit ist das Dry Needling. Dabei kommen sterile Einwegnadeln, wie man sie aus der Akupunktur kennt, zum Einsatz.

Was können Sie tun?

Wir empfehlen Ihnen die betroffenen Muskeln regelmässig 2-3 mal pro Tag während mindestens 30-60 Sekunden zu dehnen (Dehnprogramm). Die geeigneten Dehnübungen dazu werden wir ihnen instruieren. Genauso wichtig ist das regelmässige Bewegen bzw. Kräftigen der Muskulatur. Auch dazu werden wir Ihnen ausgewählte Kräftigungsübungen zeigen, welche sie zu Hause ohne Hilfsmittel ausführen können.

Auch Sport und körperliche Betätigungen wie Wandern oder Spazieren wirken sich sehr positiv und unterstützend aus. Grundsätzlich gilt: niemals in den Schmerz trainieren. Sobald eine Aktivität Schmerzen auslöst, sollte diese unterbrochen werden! Auch Massage kann prophylaktische Wirkung haben.

Lassen sich Triggerpunkte einfach behandeln?

Myofasziale Triggerpunkte lassen sich gut behandeln! Allerdings kann es eine längere Zeit dauern, bis die befallenen Muskeln wieder ihren Normalzustand erreicht haben. Dies hängt auch davon ab, wie lange die Triggerpunkte schon bestehen. So benötigt die Behandlung von chronischen Schmerzen oft deutlich länger als die von akuten.

Ist die Behandlung schmerzhaft?

Die Triggerpunkt-Behandlung und die intermuskuläre Mobilisation werden mit starkem manuellem Druck ausgeführt. Die Therapiemethode ist deshalb schmerzhaft. Dabei gilt der Grundsatz, dass der Behandlungsschmerz für die behandelte Person tolerierbar bleiben muss und wenn möglich als «Wohlschmerz» empfunden werden soll. Je präziser die Behandlung erfolgt, desto weniger Druck muss appliziert werden.

"Je früher Triggerpunkte behandelt werden, desto einfacher haben es Patient*innen und Physiotherapeut*innen, und desto schneller geht die Heilung voran."

Weitere Ursachen und Behandlungen für Kribbeln nach Massage

Neben Triggerpunkten können auch andere Faktoren zu Kribbeln nach einer Massage führen. Dazu gehören:

Je nach Ursache können verschiedene Behandlungen helfen, das Kribbeln zu lindern:

Die Rolle der Faszien bei Kribbeln und Schmerzen

Faszien sind flächige Hüllschichten aus unterschiedlich dicht angeordneten Kollagenfasern, die einzelne Muskeln, Muskelgruppen, Organe oder ganze Körperabschnitte umgeben. Sie haben eine Stütz- und Schutzfunktion, dienen als Gleit- sowie Verschiebeschicht und halten den Körper von innen zusammen. Im Faszien-Gewebe sind viel mehr Bewegungssensoren und Schmerzrezeptoren vorhanden als in Muskeln und Gelenken. Die Sensoren und Rezeptoren sind wesentlich an der Wahrnehmung von Reizen und an der Übermittlung von sensiblen Signalen für die Ausrichtung und Bewegung des Körpers (Propriozeption) beteiligt.

Verklebte Faszien können die Ursache für chronische Rückenschmerzen sein. Auch Verspannungen der im Bindegewebe befindlichen Faszien können die Ursache für chronische Rückenschmerzen sein. Die Faszien-Massage regt die Durchblutung im Faszien-Gewebe an und verbessert die Nährstoffversorgung, wodurch die Faszien aktiviert und Verhärtungen gelöst werden. Die Faszien werden immer wieder bearbeitet bis sie geschmeidig werden, ähnlich wie beim Kneten von Teig, und sich regenerieren.

Es ist wahrscheinlich, dass Faszien auch andere wichtige Funktionen für den Körper haben wie z. B. die Übertragung von Zellsignalen. In Forschungsarbeiten wird das Faszien-System als eine funktionelle Struktur des Körpers beschrieben - eine Umgebung, die allen Körpersystemen ermöglicht, in einer fein abgestimmten Art zusammenzuarbeiten. Zudem haben Faszien eine emotionale Erinnerung.

Wadenschmerzen und ihre Ursachen

Verspannungen und Schmerzen in der Wadenmuskulatur (Musculus triceps surae, bestehend aus dem Musculus gastrocnemius und dem Musculus soleus) sind häufige Beschwerden, die nicht nur Sportler betreffen. Auch bei weniger aktiven Personen können diese Probleme auftreten und sich auf andere Strukturen wie die Plantarfaszie oder die Fussmuskulatur auswirken. Doch woher kommen diese Beschwerden? Was hat der Hüftbeuger (Musculus iliopsoas) damit zu tun?

Übermässige Belastung, wie langes Laufen, intensives Training oder ungewohnte Bewegungsmuster, kann zu Mikrotraumata in der Wadenmuskulatur führen. Diese Mikroverletzungen lösen entzündliche Prozesse aus, die Verspannungen und Schmerzen begünstigen. Fehlstellungen der Füsse, wie ein abgeflachtes Fussgewölbe (Pes planus) oder ein überhöhtes Fussgewölbe (Pes cavus), führen zu einer ungleichmässigen Lastverteilung. Ein unergonomisches Laufmuster, etwa durch Überpronation oder Supination, erhöht zusätzlich die Belastung. Kälte reduziert die Durchblutung der Muskulatur und führt zu einer erhöhten Steifheit der Muskelfasern. Besonders bei sportlichen Aktivitäten in der kalten Jahreszeit treten Wadenschmerzen vermehrt auf, wenn die Muskulatur unzureichend aufgewärmt ist.

Verspannte Wadenmuskeln erhöhen die Zugbelastung auf die Plantarfaszie, die die Fusssohle unterstützt. Dies kann zur Entwicklung einer Plantarfasziitis führen, einer schmerzhaften Entzündung der Sehnenplatte. Zudem verstärken schwache intrinsische Fusmuskeln, wie der Musculus flexor digitorum brevis und der Musculus abductor hallucis, die Belastung der Waden. Die Wadenmuskulatur ist funktionell eng mit der hinteren Muskelkette verbunden, einschliesslich des Musculus biceps femoris (Teil der Hamstrings), des Musculus gluteus maximus und der tiefen Rückenmuskulatur (Erector spinae). Eine Studie im Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy zeigt, dass Defizite in der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur zu kompensatorischen Bewegungsmustern führen, die die Belastung auf die Waden erhöhen.

Verkürzte oder schwache Hüftbeuger (Musculus iliopsoas) können die Beckenstellung negativ beeinflussen und so die Belastung auf die Waden verstärken. Kompressionen oder Irritationen von Nerven, wie des Nervus tibialis oder des Nervus ischiadicus, können zu Schmerzen und Krämpfen in der Wadenmuskulatur führen.

Behandlung von Wadenschmerzen durch medizinische Massage

Ein medizinischer Masseur EFA bietet umfassende und individuell angepasste Behandlungsmöglichkeiten, die gezielt auf die Ursachen von Wadenverspannungen und Schmerzen eingehen. Dazu gehören:

Durch diese Massagetechniken wird nicht nur die lokale Durchblutung verbessert, sondern auch der Heilungsprozess beschleunigt und die Muskelspannung nachhaltig reguliert.

Die genannten Behandlungsmethoden sind nicht nur symptomatisch, sondern zielen auf die Ursachen Ihrer Beschwerden ab. Ein medizinischer Masseur verbindet Fachwissen über die Anatomie mit praktischen Fähigkeiten, um die bestmögliche Therapie anzubieten.

Darüber hinaus lassen sich Massagetechniken ideal mit ergänzenden Massnahmen wie funktionellem Training oder Selbsthilfemethoden kombinieren.

Selbsthilfemethoden bei Wadenschmerzen

Eine Meta-Analyse aus dem Journal of Sports Rehabilitation zeigt, dass Wadenstärkungsübungen wie einbeinige Calf Raises das Risiko für Achillessehnenbeschwerden um bis zu 50 % reduzieren können.

Weitere positive Effekte von Massagen

Neben der Behandlung von Triggerpunkten und Muskelverspannungen können Massagen auch andere positive Effekte auf den Körper haben:

Wann sollte man auf eine Massage verzichten?

Bei bestimmten Erkrankungen bzw. gesundheitlichen Störungen können Massagen unter Umständen eingeschränkt oder gar ausgeschlossen sein. Dazu gehören:

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