Geschwollene Lymphknoten an der Hand: Ursachen, Diagnose und Behandlung
Das Lymphsystem ist ein wichtiger Teil des Immunsystems und besteht aus einem Netzwerk von Lymphgefässen und Lymphknoten. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern, dem Transport von Immunzellen und der Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts im Körper. Geschwollene Lymphknoten, auch Lymphadenopathie oder Lymphadenitis genannt, sind ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem aktiv ist und auf eine Bedrohung reagiert.
In diesem Artikel werden die Ursachen, Diagnose und Behandlung von geschwollenen Lymphknoten an der Hand detailliert erläutert.
Lage der Lymphknoten im Körper
Das Lymphsystem: Ein Überblick
Das Lymphsystem ist ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems und besteht aus dünnen Lymphgefässen und Lymphknoten. Es erfüllt wichtige Aufgaben, darunter die Zerstörung schädlicher Zellen und den Transport von weissen Blutkörperchen. Wenn dieser Transport nicht mehr richtig funktioniert, kann ein Lymphödem entstehen.
Anders als das Blutsystem bildet das Lymphsystem keinen Kreislauf. Es ist kein geschlossenes System, sondern hat einen Anfang und ein Ende. Das netzartige, weit verzweigte Gebilde besteht aus dünnen Äderchen oder Bahnen, die Lymphgefässe heissen. An ihrem Beginn, an verschiedenen Stellen im Körpergewebe, sind diese Bahnen noch sehr fein und werden Lymphkapillare genannt. In den Lymphgefässen fliesst die Lymphflüssigkeit (Lymphe), die sich in Richtung des Herzens bewegt. Das Herz selbst sorgt als kräftige Pumpe zwar für den Blutfluss, nicht aber für den Transport der farblosen Lymphe.
An mehreren Stellen ist das Lymphsystem unterbrochen - von millimeterkleinen bis zentimetergrossen Lymphknoten, von denen es im Körper insgesamt einige hundert gibt. Diese Reinigungsarbeiten in den Lymphknoten erledigen Abwehr- und Fresszellen, zum Beispiel Lymphozyten, die zu den weissen Blutkörperchen gehören. Die Lymphozyten entstehen, reifen und vermehren sich nicht in den Lymphknoten, sondern an bestimmten Stellen im Körper, die lymphatische Organe genannt werden.
Damit diese umfangreiche und wirkungsvolle Kläranlage unseres Körpers reibungslos funktionieren kann, muss die Lymphflüssigkeit ungestört fliessen können und möglichst in ständiger Bewegung bleiben.
Ursachen geschwollener Lymphknoten an der Hand
Geschwollene Lymphknoten (Lymphadenopathie, Lymphadenitis) zeigen, dass das Immunsystem aktiv ist und gegen Krankheitserreger kämpft. Die Ursachen für geschwollene Lymphknoten an der Hand können vielfältig sein, wobei die meisten auf Infektionen oder Entzündungen zurückzuführen sind. In einigen Fällen können jedoch auch ernsthaftere Erkrankungen wie Krebs dahinterstecken.
Hier eine Übersicht über die wichtigsten Ursachen für geschwollene Lymphknoten:
- Virusinfektionen:
- Pfeiffersches Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus, Mononukleose)
- Zytomegalie
- Masern
- Röteln (Rubella)
- HIV/Aids
- Bakterielle Infektionen:
- Mandelentzündung (Tonsillitis)
- Diphtherie
- Syphilis
- Chlamydien
- Tuberkulose
- Aktinomykose
- Borreliose
- Infektionen im Mund- und Rachenraum: Zahfleischentzündungen oder eitrige Abszesse im Mund
- Katzenkratzkrankheit
- Rheumatoide Erkrankungen:
- Rheumatoide Arthritis
- Lupus erythematodes
- Krebserkrankungen:
- Maligne Lymphome: Lymphdrüsenkrebs (malignes Lymphom)
- Leukämie
- Tochtergeschwulste (Metastasen): Krebszellen können von ihrem Ursprungsort, zum Beispiel einem Organtumor, auf Wanderschaft gehen, in den nahe gelegenen Lymphknoten hängen bleiben und dort eine Tochtergeschwulst bilden. Mediziner sprechen dann von Lymphknotenmetastasen.
- Andere Ursachen:
- Toxoplasmose
- Lymphödeme: Mechanische Schwächen der Lymphbahnen können die Lymphknoten ebenfalls anschwellen lassen.
Ursachen geschwollener Lymphknoten
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Viele Erkrankungen äussern sich nicht nur durch geschwollene Lymphknoten, sondern durch weitere Symptome wie Fieber, Schnupfen, ein allgemeines Krankheitsgefühl oder Halsweh. Oft liegt die Ursache der Lymphknotenschwellung dann schon klar auf der Hand: Meist handelt es sich um eine harmlose Infektion, die von allein wieder abklingt beziehungsweise sich problemlos behandeln lässt.
Auch noch einige Tage nach einer ausgeheilten Entzündung (wie Mandelentzündung) können die Lymphknoten noch geschwollen sein.
Gehen Sie aber unbedingt zum Arzt, wenn:
- Lymphknoten geschwollen sind, ohne dass es Hinweise auf eine Infektion gibt.
- sich die Lymphknotenschwellung nur auf einer Seite befindet (etwa nur in der linken Achselhöhle, nicht aber in der rechten).
- die tast- oder sichtbare Schwellung schon länger (mehr als drei Wochen) und ohne erkennbaren Grund besteht.
- weitere Beschwerden hinzukommen, zum Beispiel ein ungewollter Gewichtsverlust, ein spürbarer Leistungsknick, Fieber oder Nachtschweiss.
Bei Kindern ist eine Lympknotenschwellung meistens nicht besorgniserregend. Gerade in den ersten Lebensjahren sind die kindlichen Lympknoten oft anhaltend geschwollen, denn das noch junge Immunsystem ist permanent mit vielen, noch unbekannten Erregern und Fremdstoffen beschäftigt. Diese vermehrte Aktivität äussert sich in einer Lymphknotenschwellung.
Sind die Lymphknoten jedoch auch nach drei bis vier Wochen noch geschwollen, sollten Sie mit Ihrem Sprössling den Kinderarzt aufsuchen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn das Kind, zusätzlich zur Lymphknotenschwellung, in seiner Leistungsfähigkeit oder im Wachstum beeinträchtigt ist.
Diagnose von Lymphknotenschwellungen
Um festzustellen, ob ein gestörter Abfluss der Lymphflüssigkeit die Ursache für gesundheitliche Beschwerden ist, nutzen Ärztinnen und Ärzte verschiedene Verfahren. Diese ermöglichen genauere Informationen über die Lymphgefässe und Lymphknoten in der betroffenen Körperregion. Bei einer zentralen Abflussstörung liegen die verdächtigen Lymphbahnen und -knoten meist in tiefer gelegenen Körperregionen.
Die Basisdiagnostik besteht aus der Patientenbefragung sowie der Betrachtung, dem Betasten der betroffenen Extremität und der Volumenmessung. Die technische Untersuchung beschränkt sich auf einen speziellen Gewebeultraschall.
Weitere Diagnosemethoden:
- Konventionelle Lymphographie (auch Lymphangiographie genannt): Macht Lymphgefässe und Lymphknoten mithilfe von Röntgenstrahlen sichtbar. Bei diesem bildgebenden Verfahren wird ein Farbstoff oder ein Kontrastmittel in die Lymphbahn gegeben.
- Magnetresonanz-Lymphangiographie (MR-Lymphangiographie): Ein modernes Verfahren, das ohne Röntgenstrahlen auskommt. Es stellt ebenfalls die Lymphgefässe und Lymphknoten dar und macht Störungen im Lymphabfluss sichtbar.
- Lymphszintigraphie: Dabei wird eine schwach radioaktive Substanz unter die Haut und/oder in die Muskulatur am Fuss oder in die Haut an der Hand gespritzt, je nachdem, wo sich das Ödem befindet.
- Dynamische Lymphgefässuntersuchung mit ICG (Plastische Chirurgie und Physiotherapie): Dazu wird eine Lösung mit stark verdünntem Indocyaningrün (ICG) unter die Haut zwischen den Fingern oder den Zehen gespritzt. Dieser Farbstoff wird ausschliesslich über das Lymphsystem abtransportiert. Mit Hilfe einer Infrarotkamera kann dieser Vorgang dargestellt werden.
- Ultraschall: Um zu klären, ob das Venensystem an der Problematik beteiligt ist, werden die Beinvenen mit Hilfe eines Ultraschallgeräts ausführlich untersucht.
- Oszillographie: Die Messung des Blutdrucks in den Beinen gibt Auskunft über die arterielle Durchblutung.
- Volumetrie: Bei einer volumetrischen Untersuchung in der Angiologie wird mit Hilfe eines Messgeräts das Volumen der Beine bestimmt.
Besteht der Verdacht auf Krebs, kommen weitere Diagnosemethoden infrage, wie beispielsweise die Blutabnahme oder bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanz (MRT)- oder Computertomografie (CT). Auch eine Gewebeentnahme (Biopsie) aus dem Lymphknoten verschafft Klarheit darüber, was die Schwellung verursacht.
Behandlung von Lymphknotenschwellungen
Die Behandlung von geschwollenen Lymphknoten richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei harmlosen Infektionen klingen die Schwellungen meist von selbst wieder ab. In anderen Fällen kann eine spezifische Therapie erforderlich sein.
Konservative Behandlung:
- Manuelle Lymphdrainage: Fördert den Abfluss der Lymphflüssigkeit.
- Kompressionstherapie: Verhindert die Flüssigkeitsansammlung (Bandagen, Kompressionskleidung).
- Bewegungstherapie: Verbessert den Lymphfluss durch Muskelaktivität.
- Hautpflege: Beugt Infektionen vor.
- Medikamente: Zu Beginn wird versucht, mit Medikamenten oder einer bestimmten Diät den Lymphfluss zu regulieren. Leckagen können manchmal verschlossen werden, indem man sie verödet.
Chirurgische Behandlung:
- Lymphovenöse Anastomose (LVA): Hierbei wird versucht, eine direkte Verbindung zwischen Lymphgefäss und Vene herzustellen. So kann die Lymphflüssigkeit über das zentrale Venensystem abfliessen, und der Lymphstau löst sich auf.
- Vaskularisierter Lymphknotentransfer (VLNT): Hierbei werden funktionierende (vaskularisierte, d. h. mit Blut versorgte) Lymphknoten von einer leicht zugänglichen Stelle des Körpers entnommen, zum Beispiel aus der Achselhöhle.
- Liposuktion: Bei welcher überschüssiges Fettgewebe unter Einsatz von vibrierenden, stumpfen, kleinen Kanülen entfernt wird.
Vor Durchführung einer operativen Massnahme sollte allerdings eine vollständige konservative Therapie von mindestens 6 Monaten Dauer erfolgen.
Lymphdrainage
Was können Sie selbst tun?
Sind Ihre Lymphknoten geschwollen und haben Sie das Gefühl, erkältet zu sein, ist es wichtig, dass Sie sich warmhalten und schonen. Beobachten Sie bereits über einen längeren Zeitraum nur an einer Seite Ihres Körpers einen geschwollenen Lymphknoten, ohne dass Sie sich krank fühlen, ist es ratsam auf weitere Symptome zu achten.
Bewegen Sie sich und achten Sie darauf, dass Ihr Körpergewicht nicht zu stark schwankt. Mehr Informationen zum Thema und Tipps zu sportlichen Aktivitäten und Freizeit finden Sie in der Broschüre «Lymphödem nach Krebs» der Krebsliga.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass geschwollene Lymphknoten an der Hand ein Zeichen für eine aktive Immunabwehr sein können. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von harmlosen Infektionen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.
Es ist ratsam, bei unklaren oder länger anhaltenden Lymphknotenschwellungen einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Therapie einzuleiten.
5 Minuten für leichte Beine: Selbstlymphdrainage gegen Wassereinlagerungen (Anleitung)
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