Nackt in die Sauna? Regeln und Etikette in Deutschland und der Schweiz
Der Saunabesuch ist in Deutschland und der Schweiz eine beliebte Freizeitbeschäftigung, die der Entspannung und der Gesundheit dient. Doch gerade für Neulinge stellen sich oft Fragen: Geht man wirklich nackt in die Sauna? Was sollte man vor und nach dem Saunieren beachten? Und welche Regeln gelten, um ein harmonisches Miteinander zu gewährleisten?
Dieser Artikel gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Verhaltensweisen und Regeln für den Saunabesuch in Deutschland und der Schweiz.
Nacktheit in der Sauna: Eine Frage der Kultur
In der Schweiz wie auch in Deutschland, Österreich und den Benelux-Staaten ist es üblich, die Sauna nackt zu betreten. In südlichen und katholisch geprägten Ländern hingegen ist textile Bekleidung oftmals erwünscht. Erkundige dich vor Ort, was in deiner Sauna gilt.
Die Nacktheitspflicht scheint die Deutschen und Schweizer jedoch nicht abzuschrecken. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2022 besuchen 26,14 Millionen Menschen in Deutschland in ihrer Freizeit «gelegentlich» oder «häufig» Saunen oder Dampfbäder. Sehr bekannt ist die Tatsache, dass Angela Merkel wöchentlich in die Sauna ging, als die Berliner Mauer fiel.
Die Organisation sagt unter Fragen zur Nacktheit: «Die Hitze der Sauna soll ungehindert die Haut erreichen und die Verdunstung des Schweißes ungestört ablaufen. Es ist weder angenehm noch hygienisch, in einem Badeanzug zu schwitzen, der möglicherweise aus synthetischem Material hergestellt wurde.»
Ein Angestellter des Hotel Palace in Luzern berichtet, dass sich die Schweizer Saunagäste beim Anblick von Badekleidung in der Sauna besonders gestört fühlen und Regelverstöße oft an der Rezeption melden.
Tipp für Anfänger: Fühlst du dich nackt unwohl? Dann versuch es doch erst mal mit einer getrennten Sauna.
Warum Nacktheit in der Sauna?
Die Tradition der Nacktheit in der Sauna wurzelt tief in der deutschen und Schweizer Kultur. Sie geht zurück ins 19. Jahrhundert und zur Entstehung der «Lebensreform», einem Bündel sozialer Bewegungen, die in den deutschsprachigen Ländern als Reaktion auf die Industrialisierung entstanden.
Sie förderte die Naturmedizin, den Vegetarismus, die Abstinenz von Alkohol und zuckerhaltigen Lebensmitteln und betonte vor allem die gesundheitlichen Vorteile der Nacktheit. Diese Seite der «Lebensreform» brachte die "Freikörperkultur" (FKK) hervor, die Praxis des gemeinschaftlichen Nacktseins in der freien Natur, die heute noch in Form von FKK-Stränden, Campingplätzen und Seen im ganzen Land verbreitet ist.
Vor dem Hintergrund eines repressiven, totalitären Staates erfreute sich die FKK in der ehemaligen DDR großer Beliebtheit, wo das Ausziehen als Ausdruck von Freiheit angesehen wurde. Jahrzehnte nach dem Fall der Berliner Mauer ist Nacktsonnenbaden an Deutschlands nordöstlichsten Stränden immer noch der letzte Schrei - sehr zum Leidwesen der konservativeren polnischen Nachbarn.
Die Nacktheit in der Sauna ermöglicht eine ungehinderte Wärmeübertragung auf die Haut und fördert die Schweißbildung, was wiederum die Entgiftung des Körpers unterstützt.
Der Textilsaunen-Trend
In den letzten Jahren ist jedoch ein Trend zu Textilsaunen zu beobachten, in denen das Tragen von Badebekleidung erlaubt ist. Dies ist vor allem auf die zunehmende Internationalisierung der Gesellschaft und die damit verbundenen unterschiedlichen kulturellen Normen zurückzuführen. Einige Wellnessanlagen und Hotels bieten daher sowohl Nackt- als auch Textilsaunen an, um den Bedürfnissen aller Gäste gerecht zu werden.
Franc Morshuis, Geschäftsführer des Fortyseven, erklärt es sich so: «Die Gesellschaft in der Schweiz ist internationaler geworden. Das spüren wir auch bei uns.» Manche Frauen möchten sich vermehrt dem männlichen Blick entziehen.
Wohin dürfen meine Augen in der Sauna blicken?
Vorbereitung auf den Saunabesuch
Weder mit leerem Magen noch übersättigt in die Sauna zu gehen, ist sinnvoll. Ein bis zwei Stunden vor dem Saunieren solltest du etwas Leichtverdauliches essen.
Während des Saunagangs ist der Kreislauf damit beschäftigt, die Körpertemperatur zu regulieren. Muss er gleichzeitig auch noch die letzte Mahlzeit verdauen, so führt dies zu einer Doppelbelastung. Bist du hingegen hungrig, dann kann die Hitze in der Sauna eine Unterzuckerung auslösen.
Geh nur in die Sauna, wenn du gesund bist. Mit einer akuten Erkältung, Fieber oder einem Infekt ist die Hitze tabu.
Was Sie für den Saunabesuch benötigen
Grundsätzlich benötigst du für den Saunabesuch nur zwei Badetücher: Nimm ein grosses Tuch zum Draufsitzen mit. Es fängt den Schweiss auf, so dass die Sitzbank nicht mit der schwitzigen Haut in Kontakt kommt.
Ein Saunahut kann deine Haare vor dem Austrocknen und deinen Kopf vor einer Überhitzung schützen. Möchtest du deine Haare einfach zurückbinden, dann verzichte auf Metallspangen.
Dusch dich vor dem Saunieren ab.
Der Saunagang: Schritt für Schritt
- Temperatur: Zwischen den Bankstufen herrscht ein Temperaturunterschied von bis zu 10 Grad Celsius. Wird es dir zu heiss, setz dich auf eine der unteren, kühleren Stufen.
- Aufrechte Position: Setz dich zwei Minuten vor Ende eines Saunagangs wieder aufrecht hin.
- Aufguss: Ein Aufguss sorgt für einen zusätzlichen Hitzereiz. Meist erfolgt dieser einige Minuten vor Ende des Saunagangs, wenn sich der Körper schon an die hohe Temperatur gewöhnt hat. Die Luftfeuchtigkeit steigt dabei schlagartig an.
- Anzahl der Saunagänge: Nach drei Saunagängen à maximal 15 Minuten sollte Schluss sein. Mehr belastet den Organismus zu stark, die Entspannung ist dahin.
- Abkühlung: Beweg dich zuerst zwei bis drei Minuten ein wenig an der kalten, frischen Luft. Das bringt den Kreislauf wieder in Schwung und dein Körper kann sich an die veränderten Temperaturen anpassen. Dusch dich danach zum Herzen hin kalt ab. Starte bei den Füssen und bring den Wasserstrahl über die Beine bis hin zur Brust.
- Ruhephase: Ruh dich anschliessend für etwa 20 Minuten aus. Solltest du nach dem Saunagang überhitzt sein, hilft ein warmes Fussbad, um die Körpertemperatur wieder zu regulieren. Durch die Wärme öffnen sich die Poren und die Hitze kann aus dem Körper weichen.
- Flüssigkeitszufuhr: Während eines 15-minütigen Saunagangs schwitzt du bis zu einem halben Liter Flüssigkeit aus. Deshalb solltest du danach mindestens einen Liter Mineralwasser trinken.
- Ernährung: Vermeide schwere oder fettige Speisen direkt nach dem Saunieren. Sie belasten den Körper und stören so den Erholungszustand, in dem du dich gerade befindest.
- Hautpflege: In der Sauna öffnen sich die Poren und die Haut wird gereinigt. Möchtest du den Effekt noch verbessern, kannst du danach eine feuchtigkeitsspendende Creme auftragen.
Ruhe und Respekt: Das A und O in der Sauna
In der Schweiz erwarten die Saunabesucher Ruhe, um sich entspannen zu können. Sprechen ist zwar grundsätzlich erlaubt, allerdings nur dann, wenn es andere nicht stört.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Privatsphäre der anderen Saunabesucher zu respektieren. Starren Sie niemanden an und vermeiden Sie es, über andere zu tratschen.
Hier sind einige zusätzliche Verhaltensregeln, die Sie beachten sollten:
- Stören Sie nicht die Ruhe. Reden Sie möglichst mit gedämpfter Stimme und vermeiden Sie allzu lautes Lachen.
- Stellen Sie Ihr Handy aus.
- Bewegen Sie sich achtsam und halten Sie einen Mindestabstand zu den anderen Saunabesuchern - das gilt umso mehr, wenn es relativ voll in der Sauna ist.
Saunieren im Sommer: Eine gute Idee?
Oftmals wird die Sauna aufgrund der wohltuenden Wärme mit dem Winter assoziiert. Von den weiteren positiven Nebeneffekten profitierst du aber natürlich auch im Sommer.
Bei steigenden Aussentemperaturen solltest du aber allenfalls die Saunagänge etwas verkürzen.
Ein Saunagang nach dem Training kann die Regeneration fördern, da die Durchblutung angeregt und die Muskulatur entspannt wird. Gönn dir dazwischen aber eine kurze Pause, damit sich dein Herz-Kreislauf-System erst etwas beruhigen kann. Auf Sport nach der Sauna solltest du hingegen verzichten.
Dein Körper wird durch die vermehrte Herztätigkeit und den Flüssigkeitsverlust schon belastet.
Zusammenfassung der wichtigsten Saunaregeln
Um Ihnen einen schnellen Überblick zu verschaffen, finden Sie hier eine Tabelle mit den wichtigsten Saunaregeln:
| Regel | Beschreibung |
|---|---|
| Nacktheit | In den meisten Saunen in Deutschland und der Schweiz üblich, aber informieren Sie sich vor Ort. |
| Hygiene | Vor dem Saunieren duschen und ein großes Handtuch als Unterlage verwenden. |
| Ruhe | In der Sauna Ruhe bewahren und Gespräche vermeiden. |
| Gesundheit | Nur gesund in die Sauna gehen und bei Beschwerden den Arzt konsultieren. |
| Abkühlung | Nach dem Saunieren langsam abkühlen und ausreichend trinken. |
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