Fish Spa Erfahrungen: Knabbern für schöne Füße?
Wer ans Mittelmeer oder nach Asien in die Ferien fährt, der sieht sie überall: In sogenannten Fisch-Spas knabbern rote Saugbarben trockene Hautschuppen von menschlichen Füssen. Hier in Singapur wie im Rest von Asien gehören «Fish-Spas» zum Strassenbild - sei es in einem improvisierten Becken in Kambodscha oder in einer Wellness-Oase in Japan. Wer etwas auf seine Füsse hält, lässt sie feinknabbern. Dabei gibt es nur Gewinner: Die Füsse sind gut durchblutet und gepflegt. Die Fische sind beschäftigt und satt. Oder doch nicht?
Tauchen wir ein in die Welt der Fish Spas und beleuchten die verschiedenen Aspekte dieser besonderen Wellness-Behandlung.
Was ist ein Fish Spa?
Ich streife meine Sandalen ab, setze mich auf eine Bank, dusche kurz die verschwitzten Füsse und tauche sie dann vorsichtig in ein kleines Aquarium. Umgehend saugen sich Dutzende von kleinen Saugbarben fest und beginnen Hautschüppchen wegzuknabbern. Ein Gefühl, als ob eine Horde Ameisen über meine Zehen krabbelt. «Fish are happy and hungry», versichert mir eine freundlich lächelnde Asiatin - und das Wasser sei gefiltert und sterilisiert. Eine halbe Stunde später und mit ein paar Hautschuppen weniger, stehe ich wieder auf der Strasse: mit angenehm sauberen Füssen und um 30 Franken leichter.
Die Rote Saugbarbe (Garra Rufa) wird auch Doktorfisch oder Kangalfisch genannt. Kangal ist der Name eines türkischen Kurortes, dessen Thermalbäder zum natürlichen Lebensraum der Fische gehören und wo vor über hundert Jahren die ersten Fischtherapien durchgeführt wurden. Denn der Garra Rufa frisst nicht nur Algen und Plankton, sondern bei genügend grossem Hunger auch menschliche Hautschuppen. Diese Fähigkeit macht ihn für Menschen, die an einer Hautkrankheit leiden, zu einem beliebten «Therapiefisch». Die Saugbarbe knabbert an trockenen Hautschuppen und scheint damit die Beschwerden der Patienten zu mildern.
Medizinische Aspekte
Bei Menschen mit Hautkrankheiten wie Schuppenflechten (Psoriasis) oder Neurodermitis kann die Fisch-Therapie die Symptome lindern. Der medizinische Nutzen einer solchen Behandlung bleibt jedoch schulmedizinisch nicht bewiesen.
In Bad Ragaz SG wurde 2002 die Wirkung von Kangalfischen auf die Hautkrankheit Schuppenflechte getestet. Die Dermatologin Carmen Laetsch begleitete damals die klinische Studie aus schulmedizinischer Sicht. «Die Kangalfische wurden zur Psoriasistherapie eingesetzt. Jede Begleittherapie mit Salben war verboten. Dafür mussten die Patienten stundenlang bei den Fischen im Wasser bleiben und dies täglich», erklärt die Ärztin. Die Studie wurde allerdings abgebrochen, weil die Fische - entgegen der Abmachungen - auch für andere Hautleiden eingesetzt wurden.
Genau auf diese Linderung setzt die Firma «Doctorfish» in Wollerau SZ. Ausgestattet ist der Betrieb seit drei Jahren mit einer Bewilligung des Kantons Schwyz für Zucht, Haltung, Verkauf oder Vermietung von Kangalfischen. «Die Anwendungen mit Kangalfischen sind nur für Personen mit Hautkrankheiten bestimmt. Viele Personen mit Hautproblemen sind nach langjährigen Erfahrungen mit Kortisonsalben verzweifelt und suchen Alternativen. Kosmetische Anwendungen bieten wir nicht an, obwohl eine grosse Nachfrage bestände», unterstreicht Peter Stäubli, Geschäftsführer von «Doctorfish».
Doch auch die medizinische Behandlung mit Kangalfischen ist gefragt. 95 Franken kostet die Stunde in Wollerau.
Rechtliche Situation in der Schweiz
In der Schweiz präsentiert sich nämlich ein anderes Bild. Der Einsatz der Saugbarben oder Kangalfische ist hierzulande bewilligungspflichtig und wird als «gewerbsmässige Wildtierhaltung» kategorisiert. Für eine Bewilligung muss eine Ausbildung absolviert werden. Die Fische müssen durch Tierpfleger mit Fähigkeitsausweis oder unter deren unmittelbaren Aufsicht betreut werden. Zudem dürfen die Vollzugsbehörden bei der Bewilligung noch zusätzliche Auflagen fordern - von der Dokumentation der Fütterungszeiten bis hin zur Kontrolle des Tierbestands und der Aquarien. Doch welches Fish-Spa kann sich einen solchen Aufwand leisten?
Missachtung der Fisch-Würde
Die Auflagen sind ein klares Zeichen: Das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ist gegen die Nutzung von Saugbarben zu kosmetischen und zu Wellness-Zwecken und findet dafür in der entsprechenden Fachinformation klare Worte: Die Form der Nutzung missachte die Würde des Tieres. Sie sei als übermässige Instrumentalisierung zu werten, bei welcher der Nutzen für den Menschen geringer zu gewichten sei als die Belastung für die Fische.
Wellness im Fisch-Spa
«Die Bewilligungen für ein Fish-Spa werden von den kantonalen Tierschutzfachstellen, den Veterinärdiensten, ausgestellt», erklärt Nathalie Rochat, Mediensprecherin des BLV und konkretisiert: «Wir führen keine Statistiken betreffend die Gesuche oder Bewilligungen. Unseres Wissens wurden jedoch entsprechende Gesuche - spätestens seit Erscheinen der Fachinformation im Februar 2012 - durchgehend abgelehnt.»
Die Kantonalen Veterinärämter bestätigen und folgen der strikten Linie des Bundes. Marco Gut, Kantonstierarzt des Veterinäramtes der Urkantone (Uri, Schwyz, Obwalden und Nidwalden), stellt klar: «In unserem Zuständigkeitsgebiet werden nur Angebote toleriert, die medizinischen Zwecken dienen. Andere Angebote werden unterbunden.» Würden die Bedingungen oder Auflagen trotz Mahnung nicht eingehalten, sei die Voraussetzung für eine Bewilligung nicht mehr gegeben und werde entzogen.
Auch der Schweizer Tierschutz STS rät vom Einsatz der Kangalfische für kosmetische Behandlungen ab. «Beim ständigen Umsetzen der Fische in Therapiebecken leiden die Tiere unter ungleichen Temperaturen, unterschiedlichen Wasserparametern», erklärt Sandra Dürrenberger von der Fachstelle Heimtiere des Verbandes. Auch das ständige Einfangen versetze sie in Angst. «Im Therapiebecken sind die Fische exponiert und ohne Rückzugsmöglichkeiten. Ebenfalls vermuten wir, dass man sie absichtlich hungern lässt, damit sie effizienter ‹arbeiten›.»
Die Haltung des Bundes betreffend kosmetische Anwendungen sieht Stäubli kritisch. «Der Bund will die Würde der Fische nicht antasten. Doch für den Fisch macht es keinen Unterschied, ob er für ein kosmetisches Peeling eingesetzt wird oder einen Patienten medizinisch bearbeitet.
Situation in Deutschland
In Deutschland sieht die Situation dagegen anders aus. Kangalfische zu kosmetischen Zwecken zu halten, ist hier erlaubt - unter Einhaltung der Hygieneverordnung. Von Tierschutz spricht niemand. Als die Stadt Köln einem Kosmetikstudio die Bewilligung für ein Fish-Spa verweigerte, klagte der Besitzer vor Gericht und bekam Recht. Fischpediküre gibt es nun also auch in Köln.
Hygiene und Sicherheit
Akne bzw. Hinweis: Bei offenen Wunden, Hautirritationen oder ansteckenden Erkrankungen bitten wir um Verschiebung des Termins. Ja. Dank mehrstufiger Filterung und strenger Reinigung erfüllen wir hohe Hygieneanforderungen. Das Wasser wird durchgehend durch ein spezielles Filtersystem alle 15 Minuten gereinigt, bei dem sämtliche unerwünschte Bakterien abgetötet werden. Die Behandlung durch den Garra Rufa Fisch ist somit uneingeschränkt sicher.
Es ist durchaus möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, dass Krankheitserreger von Mensch zu Mensch durch die Knabberfische übertragen werden. Vor allem Menschen mit Diabetes oder geschwächtem Immunsystem gehen hier ein Risiko ein und sollten daher besser keine Fischtherapie machen. Grundsätzlich muss man hier immer eine Quarantäne einhalten und die Fische unter hohen Hygienestandards halten, damit sie keine Aquarienkeime übertragen.
Kangalfische als Haustiere
Die Rötliche Saugbarbe ist auch bekannt als Kangal Knabberfisch, Kangalfisch oder schlicht als Knabberfisch (Garra rufa). Sehr bekannt aus Kosmetikstudios - sogenannten Fish Spas - und therapeutischen Praxen, wo diese lustigen kleinen Aquarienfische im Rahmen einer Fischpediküre oder einer sogenannten Ichthyotherapie dazu eingesetzt werden, lose Hautschuppen und verhornte Hautschichten vor allem von menschlichen Füßen zu knabbern.
Dieser lustige Karpfenfisch wird um die 14 cm groß. Die Färbung des Körpers ist bei Jungfischen silbrig und wird mit der Zeit dunkelgrau und hellgrau marmoriert. Ältere Exemplare werden einfarbig dunkelgrau. Am Grund der Schwanzflosse sitzt ein dunkler Fleck. Mit zunehmendem Alter nehmen die Flossen eine rötliche Färbung an. Am Maul sitzen die barbentypischen Barteln. Die Männchen sind in der Regel etwas schlanker als die Weibchen.
Die lebhaften Gruppenfische sind munter und schwimmfreudig, und in einem Aquarium mit Garra rufa bleibt kein Auge trocken! Kleingruppen sind nicht gut geeignet, je größer die Gruppe ist, desto interessanter interagieren die Fische und desto mehr gibt es zu beobachten. In einem Aquarium von 120 cm kann man schon eine größere Gruppe von 8-10 Kangalfischen halten.
Das Aquarium muss auf jeden Fall gut abgedeckt sein, die lebhaften Fische springen beim Spielen. Das Becken kann ordentlich bepflanzt sein, jedoch haben feinere Pflanzen bei den spielfreudigen Fischen keinen leichten Stand. Besser sind robuste, barschfeste Gewächse wie Farne, Anubias oder Vallisnerien geeignet. Versteckplätze in Form von Wurzeln oder Höhlen und Steinen sind notwendig, damit sich einzelne Saugbarben auch mal ausruhen können.
Eine Wassertemperatur von ca. 24-28 Grad toleriert die Rötliche Saugbarbe ohne Probleme.
Fütterung
Die omnivore Rötliche Saugbarbe frisst als Allesfresser neben Algenbelägen auch Lebendfutter und Frostfutter und sehr gerne frisches Gemüse und Welstabletten oder auch einfach ein gutes Granulatfutter für omnivore Aquarienfische.
Zucht
Die Nachzucht der Rötliche Saugbarbe ist in einem gesonderten Aufzuchtbecken relativ einfach, im normalen Gesellschaftsaquarium mit feinem Bodengrund dagegen kommen eher nur zufällig einige wenige Jungfische hoch, weil die älteren Saugbarben die Eier wegfressen.
Garra rufa sind Freilaicher, die Eier sinken sofort nach unten. Der Bodengrund sollte aus sehr groben Kieseln bestehen, in dessen Lücken die Eier fallen können, um so nicht gefressen zu werden. Sie werden mit Artemianauplien aufgezogen.
Zusammenfassung
Die Welt der Fish Spas ist vielschichtig und wirft Fragen bezüglich Tierschutz, Hygiene und medizinischem Nutzen auf. Während die Behandlung in einigen Ländern wie Deutschland unter Auflagen erlaubt ist, wird sie in der Schweiz kritisch gesehen und nur für medizinische Zwecke bewilligt. Ob als Wellness-Erlebnis oder alternative Therapie - die Entscheidung für oder gegen ein Fish Spa sollte wohlüberlegt sein.
Daten und Fakten zu Garra Rufa
| Merkmal | Details |
|---|---|
| Wissenschaftlicher Name | Garra rufa |
| Deutscher Name | Rötliche Saugbarbe, Kangal Knabberfisch |
| Herkunft | Naher Osten (Türkei, Jordanien, Israel, Irak, Nordsyrien) |
| Wasserparameter | GH 3 bis 22, KH 3 bis 18, pH 6 bis 8, Temperatur 24 bis 28 °C |
| Beckengröße | ab 120 cm |
| Futter | omnivor (Algen, Granulatfutter, Gemüse, Lebendfutter) |
| Verhalten | sehr lebhaft, gesellig |
| Gruppengröße | Schwarm von mindestens 8-10 |
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